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Volltext: Lampengeblasenes Glas aus Wien

Bruno M. Schütz: NEUE WIENER GLASBLÄSERARBEITEN 
Wohl zu den schönsten, an mannigfaltigen Formen und Gestalten überreichen Zweigen des 
künstlerischen Handwerks zählt das Glasblasen .. . Ein junges, aber tatkräftiges und von ernstem 
Streben erfülltes Unternehmen - die Kunstwerkstätte „Bimini“ im 9. Bezirke - nahm die alte Kunst 
der Glasbläserei vor kaum vier Jahren neuerdings auf, wozu allerdings erst die nötigen Arbeits 
kräfte herangebildet werden mußten und beseelte sie mit dem beschwingten Geiste unserer Zeit. 
Eine reiche Anzahl von verschiedensten, zu wertvollen Kunstwerken umgewandelten Gegenstän 
den, wie Leuchter, Gläser, Kelche, Vasen und dergleichen gingen seither aus diesem Atelier her 
vor und bilden gleich den aus Bleiglas an der Lampe geblasenen Blumen, Figuren und Tieren, von 
denen besonders die humorvoIHgrotesken Fabeltiere sowie die Pinguine, Flamingos, Giraffen 
usw. erwähnt seien, äußerst beliebte Zierstücke für die Vitrine, welche im modernen Heim wieder 
zur vollen Ehre gelangte. 
Die Entwürfe zu allen diesen anmutigen. . . [Anm.: einige Worte durchgestrichen] Spielereien 
stammen von den beiden Architekten Arthur [sic! recte: Artur] und Josef Berger - der erstere 
von seiner Tätigkeit als Chefarchitekt bei der „Sascha“ ^Filmgesellschaft her bestens bekannt - 
welche auch zu den prächtigen Servicen aus Kristallglas, die in der „Bimini“ Werkstätte zur Aus 
führung gelangten, die Kartons liefern. 
Hoffentlich ist es dieser Werkstätte vergönnt, trotz der krisenhaften Jetztzeit, auch weiterhin ihre 
Thätigkeit im vollen Umfange zu entfalten, die sich im kunstgewerblichen Leben Wiens in der er 
freulichsten Weise bemerkbar macht. 
(Bruno M. Schütz, Neue Wiener Glasbläserarbeiten, in: Österreichische Woche, Heft Nr. 12, 21.3. 
1926) 
„BIMINT-GLÄSER UND -KERAMIK 
Die Wiener Werkstatt „Bimini“, deren originelle Glasbläserarbeiten zu den begehrtesten Produk 
ten neuen Kunsthandwerks zählen, haben den Beweis für die Berechtigung handwerklicher Neu 
belebung erbracht. Freilich sind diese edel geformten Erzeugnisse von ganz besonderer Eigenart 
und heute schon Gegenstand leidenschaftlicher Sammlertätigkeit, zeigen sie doch in moderner 
Gestaltung den Reiz des in Hunderten von Formen aufblühenden Materials. Denn erst das gebla 
sene Glas bringt uns die Schönheit, die zauberhafte Wirkung dieses Stoffes zum Bewußtsein, und 
es scheint, als lebten diese kleinen Figuren ein märchenhaft wirkliches Leben . . . 
(„Bimini“-Gläser und -Keramik, in: Österreichische Illustrierte Zeitung, Wien, 36. Jg., Heft Nr. 50, 
12. Dezember 1926) 
BIMINI - WIEN 
Ihre Auswahl ist verflucht lustig zum Anschauen, auch hier wieder rassig elegante Wiener Kunst, 
die etwas gefühlsmäßiger sich anfaßt als die schnodderige epigrammatische Geistigkeit Berlins. 
Der Höhepunkt von Biminis Schaffen liegt in den Tänzerinnen aus Vollglas, die einen Charme des 
Ausdrucks, einen Linienfluß besitzen, um die sie die Mehrzahl unserer hochberühmten Großpla 
stiker beneiden dürften. Einfach hingerisen ist man und vergißt, daß die nackten Mädchen 5 cm 
messen und etwas über 1 [ausgebessert in 2] Mk. kosten. - Drum, wir halten unsere Ansicht auf 
recht: die Glasplastik ist das Originellste und Geistsprühendste, was zurzeit auf dem Gebiete der 
figürlichen Kleinplastik geschaffen wurde. Wir dringen warm auf ihre Pflege. Denn hier dokumen 
tieren sich zeitgemäße plastische Vorstellungen und Gefühle. 
Auf einem hohen Niveau stehen die Faden- und Rauchopalgläser von Bimini - Wien. Außer ihrer 
eleganten salonmäßigen Haltung gefiel mir noch besonders der Schmiß ins Groteske, der dem 
Werkstoff Leichtglas wohl ansteht. 
(Verlag „Kunst und Kunstgewerbe“, Nürnberg, 15. III. 1926) 
1926-1927 
„BIMINL'-GLÄSER 
Scheint es auch, als hätte mit dem ausgehenden Mittelalter, mit dem Überhandnehmen techni 
scher Fertigkeiten das Handwerk den realen Boden, die Verwurzelung im Volke völlig verlieren 
müssen, so beweisen doch die reinen und fruchtbaren Bemühungen späterer Jahrhunderte das 
Gegenteil. Je größer die Macht und Gewalt der Maschine wird, desto größer wird das Interesse 
für die vollkommeneren, wenn auch weniger blendenden Gebilde der menschlichen Hand. 
Die Wiener Werkstatt „Bimini“, deren so überaus originelle und kostbare Glasbläserarbeiten zu 
den begehrtesten Produkten neuen Kunsthandwerks zählen, hat den Beweis für die Berechti 
gung handwerklicher Neubelebung restlos erbracht. Freilich sind diese edel geformten Figuren, 
Tiere, Leuchter, Blumen etc. (von den Wiener Architekten Artur und Josef Berger entworfen) von 
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