Abbildungen und mehrsprachige Texte in der Publikation „Österreichisches Kunstge
werbe“ (Hrsg. Rochowanski)
BIMINI-WERKSTÄ TTEN
Sie entstanden im Jahre 1923. Sie sind die ersten, die die nach dem Kriege begonnene Umwer
tung von Glasbläsereien an der Lampe ins Künstlerische auch in Österreich verwirklichten. Man
ches von den überraschenden und zauberhaften Gestaltungen, von dem Gaukiertum einst über
Jahrmärkte wandernder Glasspinner ist auch hier glücklich erhalten und verfeinert worden. Durch
die Herstellung von Vasen, Gefäßen, Leuchtern und Blumenformen erhielt das Gebiet jedoch be
deutende Erweiterung. Als etwas Neues muß das Bilden von Figuren aus Glasstäben durch Zie
hen und Biegen bezeichnet werden.
Alle Entwürfe der Bimini-Werkstätten stammen von Fritz Lampl, Arthur Berger und Josef Berger.
ATELIERS BIMINI.
Ils furent fondes en 1923. Ce fut chez Bimini qu’on essaya dans la nouvelle autriche, pour la pre-
miere fois apres ia guerre, de creer Toeuvre d'art immediatement ä la lampe. De lä, les creations
Bimini rappellent et evoquent un peu cette beaute merveilleuse et phantastique, cette gräce ma-
gique des petites oeuvres de ces anciens fileurs de verre, qui se baladaient dans les foires d’an-
tan.
Aujourd’hui les Ateliers Bimini ont considerabiement agrandi leur production par la fabrication de
vases, de chandeliers, de plats et de fleurs en verre. Une nouveaute toute particuliere sont les fi-
gurines faites de baguettes de verre pliees ou tirees.
Tous les dessins des Ateliers bimini sont de la main de Fritz Lampl, d‘Arthur Berger et de Josef
Berger.
BIMINI WORKSHOPS.
They were founded in the year 1923. They were the first in Austria to give effect to that artistic re-
valuation of the craft of the glass-blower which began after the war. Something of the surprising
and magical patterns, something of the legerdemain of the glass-spinners who used to wander
from fair to fair has been happily preserved here too and refined. By the production of vases, ves-
sels, lamps and fiower-forms, however, the field has been consideraby extended. The shaping of
figures out of glass rods by drawing and bending must be pointed out as something new.
All the designs of the Bimini Workshops derive from Fritz Lampl, Arthur Berger and Josef Berger.
(L. W. Rochowanski, Ein Führer durch das Österreichische Kunstgewerbe, Wien 1930, S. 214-
219)
Bericht in „Westermanns Monatsheften“:
Künstlicher und kapriziöser sind die Figuren aus Glas (S. 525), die nach Entwürfen von Fritz
Lampl, die Wiener Bimini-Werkstätten auf den Markt bringen. Diese zierlichen Gebilde sind frei
vor der Lampe geblasen, d. h. das zur Verwendung kommende Material - Glasröhrchen oder
Glasdraht - wird zum zähflüssigen Zustand erweicht und erhält dann durch Blasen und Modellie
ren, je nach der persönlichen Geschicklichkeit und künstlerischen Begabung des Glasbläsers,
seine gewünschte Form.
(Westermanns Monatshefte, Jänner 1930)
Stella Isabell Koerbel, Wien: Wiener Kunstgewerbe
. . . Ein noch älteres Gewerbe als das der Porzellan-Manufaktur, die Glasbläserei, feiert in den Bi-
miniwerken seine künstlerische Wiedergeburt. . .
Die modernen Glasbläsereien der Biminiwerkstatt unterscheiden sich wesentlich von der Kunst
der Venezianer, sowohl in künstlerischer als auch technischer Beziehung. Schon der technische
Unterschied ist ein ganz gewaltiger. Das Glas wird hier nicht aus dem Hafen geblasen, sondern an
der Lampe aus einem Glasrohr. Diese Technik ermöglicht eine viel feinere, in der Farbe sehr nü-
ancierte und differenzierte Arbeit. Ganz im Gegensatz zur Porzellanmanufaktur in Wien, die ganz
im alten fußt, sind alle Arbeiten der Glasbläsereien in Wien durchaus modern, sowohl in der Linie,
Idee und Farbenmischung.
Alle diese Gläser zeichnen sich durch reines Gefühl der Linien aus. Bemerkenswert ist es, daß
diese Kunst im heimischen Boden nicht ganz gewürdigt wird. Daß in Wien nur die ganz reizenden
Tiere und Tänzergruppen Anklang finden, während die in Linie und Form wirklich edlen, Schalen,
Kelche, Vasen und Figuren beliebte und geschätzte Kunstgegenstände in dem so viel geschmäh
ten Deutschland und - o Wunder ob der Gleichheit des Geschmacks - in dem für den Ge
schmack so tonangebenden Frankreich sind. Vielleicht ist es der klare Formensinn der Deut
schen, der hier die Brücke schlägt.
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