Fritz Lampl hatte sich bereits wenige Jahre nach Gründung der „Bimini“-Werkstatt an
das Österreichische Museum für Kunst und Industrie (heute Österreichisches Museum
für angewandte Kunst) gewandt. Am 26. April 1926 bat er um Aufnahme einiger „Bi-
mini“- Gläser in die ständige Ausstellung - er dürfte, wie die Akten des Museums erge
ben, nie Antwort erhalten haben, obwohl er nochmals um eine Erledigung ersuchte.
Der Aufbau einer Sammlung von „Bimini“-Gläsern auf privater Basis ist umso bemer
kenswerter, als dazu neben der jedem Sammler eigenen Begeisterung, ja Besessen
heit, die fachkundige Kenntnis vom authentischen „Bimini“-Glas gehört. Zur Zeit sei
ner Entstehung weltweit bekannt und begehrt, war „Bimini“-Glas nach dem Zweiten
Weltkrieg für Sammler und Kunsthandel eher ein Geheimtip; dies schien sich mit einer
kleinen Ausstellung im Jahre 1980 (Österreichisches Museum für angewandte Kunst,
Wien) und meinem Artikel in der Münchener Antiquitäten-Zeitung insoferne geändert
zu haben, als nun „Bimini“-Glas weitgehend als Synonym für „lampengeblasenes Glas“
verwendet wurde. Was ist nicht alles seither als „Bimini“ angeboten worden! Manchmal
wurde sogar das Kunststück einer „Bimini“-Ausstellung fast ohne „Bimini“ zuwege ge
bracht, und über viele der bisherigen Zuschreibungen sei gnädig der Mantel des Ver-
gessens gebreitet, vor allem dann, wenn auf einer abbildungsreichen Seite eines ein
schlägigen „Fachbuches“ nur wenige Gläser die Bezeichnung „Bimini“ verdienen.
Die Ausstellung in Schloß Niederweiden (1992) hat bisher zumindest zweierlei bewirkt:
den heilsamen Schock der Erkenntnis über viele falsch zugeschriebene „Biminis“, und
ein neues Sammlertum, das sich für „Bimini“ begeistert, obwohl die Chancen, authen
tische „Bimini“-Gläser zu finden, schon sehr gering geworden sind.
KENNZEICHNUNG
Sowohl die geblasenen, dünnwandigen „Bimini“-Gläser, als auch die aus gezogenen
Stäbchen geformten Figuren trugen als einzig mögliche Kennzeichnungen aufgeklebte
Etiketten (die Schutzmarke, Modellnummer, Herkunfts- oder Preisangaben). Diese
runden oder rechteckigen Schildchen sind nur sehr selten erhalten.
Die „Bimini“-Schutzmarke - ein rundes Papieretikett mit einem Blumentopf und der
Bezeichnung BIMINI - wurde unter der Nummer 93372 am 10. 11.1923 in Österreich
registriert (Erneuerung am 3. 11. 1933 bis 10. 11. 1943; Umschreibung am 3. 11. 1933
auf „Bimini“ Werkstätten - Gesellschaft für angewandte Kunst in Wien),
Neben der Schutzmarke wurden - wie vorhin erwähnt - noch winzige Preisetiketten,
Etiketten mit der Modellnummer sowie Herkunftsbezeichnungen wie MADE IN
AUSTRIA oder MADE IN GERMANY bekannt; ganz selten sind Schildchen mit Künstler
namen, wie das Etikett auf einer Vase des Technischen Museums Wien mit dem Namen
FRITZ LAMPL.
Der Überlieferung nach soll es Geheimzeichen der ausführenden Glasbläser gegeben
haben; sie sollen in Form winziger Pünktchen angebracht worden sein und waren bis
her nicht nachweisbar.
DIE ENTWERFER
Eindeutige Zuschreibungen bestimmter „Bimini“-Gläser an einzelne Künstler sind
meist schwierig. Als künstlerischer Leiter galt unangefochten Fritz Lampl, und als
künstlerische Mitarbeiter sind die Architekten Josef und Artur Berger (in der Literatur
fälschlicherweise manchmal „Anton“ genannt) angegeben. Auf alten Katalogblättern
erscheinen meist alle drei gemeinsam genannt.
Einige wenige Objekte sind aufgrund alter Dokumente eindeutig zuzuordnen: ein beid
seitig mit Zeichnungen von Gläsern versehenes Blatt trägt neben dem Objekt jeweils
seine Bezeichnung und den Namen des Entwerfers (ausgewertet in den Kat. Nrn. 86,
91, 95, 99, 102, 106, 108, 110, 117, 120, 121, 123, 129, 131, 133, 136, 138, 140, 142, 145,
147-154, 163-169, 237-243). Von den Werkvorlagen in Originalgröße hat sich nur eine
einzige erhalten: die Vase „Demeter“ (Modell Nr, 11, Kat. Nr. 29) nach Entwurf von Jo-
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