SCHIFFAHRT.
Der Donaustrom war schon in den ältesten Zeiten eine der wichtigsten Verkehrs
straßen Europas; das Nibelungenlied besingt die Schönheiten der Donauufer; die Zeit der
Kreuzzüge sah Tausende von Kämpfern auf der Donau selbst oder an seinen Ufern entlang
nach dem Oriente ziehen, und so ist es leicht erklärlich, daß das an diesem Strome gelegene
Wien und seine Bewohner der Schiffahrt seit jeher das regste Interesse entgegenbrachten.
Abb. 93. Dampfschiff „Franz I.“.
Die urwüchsigsten aller Wasserfahrzeuge, die „Flöße“, versehen die Residenzstadt alljährlich
mit Bau-, Werk- und Brennholz. Welchem Wiener ist nicht das „Schanzl“ bekannt, woselbst
alljährlich Tausende von Zentnern an Obst, welches von ober- und niederösterreichischen
Donaustationen in den Obstzillen nach Wien gebracht wird, zum Verkaufe gelangen.
Neben diesen Obstzillen sind die sogenannten Trauner, die meist Kochsalz nach Wien
führen, den Wienern bekannte Fahrzeuge. Diese „Trauner“ deckten vor dem Bau der Kaiserin
Elisabeth-Westbahn und der Giselabahn fast ausschließlich den Bedarf Wiens an Salz.
Ende der Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts erreichte die Salzzufuhr per Schiff
nach Wien ihren Höhepunkt, indem zirka 100.000 t â 1000 kg in den zwischen Mauthausen
und Wien gelegenen Donaustationen ausgeladen wurden. Diese Ziffer sank infolge der Kon
kurrenz der genannten Bahnen plötzlich auf eine ganz bescheidene Ziffer herab; in den letzteren
Jahren gelangten nur mehr zirka 2500 t per Schiff nach Wien. Ein ähnliches Schicksal traf
auch den Verkehr mit den Obstzillen, der heute nur mehr einen Umsatz von 550 bis 600t
â 1000 kg erreicht.
Um sich ein Urteil über die Größe und Tragfähigkeit der bisher erwähnten Verkehrs
mittel, nämlich der Flöße und Ruderschiffe, bilden zu können, mögen im nachstehenden
einige einschlägige Daten Platz finden. Den in Kraft stehenden strompolizeilichen Vorschriften