Telephonie.
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Telephonie.
Die Telephonie fand in Österreich Eingang im Jahre 1881, in welchem der ehemaligen Wiener
Privattelegraphen-Gesellschaft die Konzession erteilt wurde, in Wien und Brünn Telephonnetze zu errichten.
Im Jahre 1885 wurde der telephonische Verkehr zwischen Wien und Brünn auf zwei
nach dem Rysselberghe-System adaptierten Hughes-Leitungen aufgenommen, welches System
jedoch schon 1887 mehrfacher technischer Schwierigkeiten wegen aufgegeben werden mußte.
Im selben Jahre begann die Staatsverwaltung auf Grund der 1887 erflossenen Telephon
verordnung mit der Errichtung von Telephonnetzen und interurbanen Leitungen vorzugehen,
und waren bis zum Jahre 1892 57 Netze und 24 interurbane Doppelleitungen, unter den
letzteren 5 internationale in Betrieb gesetzt. Vom Bau der interurbanen Leitungen ist be
sonders hervorzuheben jener der ersten Verbindung Wien—Prag 1889 und Wien—Triest
1892, Leitungen, welche zur Zeit ihrer Errichtung zu den längsten direkten Verbindungen in
Europa gezählt werden mußten. Mit 1. Jänner 1890 wurden sämtliche im Besitze von Privat
gesellschaften befindlichen Netze mit Ausnahme von Wien verstaatlicht. Nachdem dann noch
Abb. 105 und 106. Souterrain- und II. Stock-Grundriß der Telephonzentrale VI., Dreihufeisengasse. 1 : 600.
im Jahre 1895 das Wiener Netz übernommen wurde, befindet sich von diesem Zeitpunkte an
die gesamte Telephonie in Österreich im staatlichen Betriebe. Ende 1901 betrug die Drahtlänge
der Lokalleitungen 182.542 km, der interurbanen 18.456 km, die Zahl der Teilnehmer 34.651,
die Zahl der Gespräche im Lokalverkehr über 100 Millionen im Jahre.
Im Jahre 1899 wurden in Wien zwei neue Zentralen in der Dreihufeisengasse beziehungs
weise Berggasse erbaut.
Das nach dem Projekte des Architekten Eugen Faßbender ausgeführte Telephongebäude
im VI. Bezirke, Dreihufeisengasse 7 besteht aus einem Gassen- und einem Hoftraktc, welche,
durch zwei Stiegentrakte miteinander verbunden, einen geräumigen Hof einschließen. Im
Souterrain des Gassentrakteè (Abb. 105) befinden sich die Schalträume und unmittelbar daneben
das Kabelmeßzimmer. Um diese für den Betrieb besonders wichtigen Räume, deren Sohle 3'5 m
unter dem Straßenniveau liegt, vor Feuchtigkeit zu bewahren, sind die Hauptmauern sowohl
gegen die Straße als gegen den Hof zu der ganzen Länge nach durch einen 30 cm breiten
Luftschacht vom umgebenden Erdreich getrennt und sämtliche vom Unterkellcr aufsteigenden
Mauern in der Höhe der Souterrainsohle durch Asphaltlagen isoliert. In dem vorderen Teile
des Schaltraumes ist der Hauptverteiler in zwei langen Fronten aufgestellt, während der rück
wärtige Teil, durch Querwände in fünf Abteilungen gegliedert, die Kabelendverschlüsse enthält.
Die vom Hauptverteilcr abgehenden Kabel sind durch den Schaltraum und unter dem Gang
fußboden an der Nebenstiege vorbei in den Kabelschacht geführt, welcher sich bis zum obersten
Stockwerk fortsetzt und in jeder Geschoßhöhe mit auf Traversen gelagerten Pfosten abgedeckt
ist. Im Souterrain des Hoftraktes befinden sich der die Wechselstrom-Gleichstrom-Umformer,