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Die Entwässerung.
Abb. 190. Nesselbach-Spülbecken am Kobenzl.
D. Das Gebiet von Kaisermühlen.
Das am linken Ufer des Donaustromes einerseits vom Hochwasserdamm, anderseits vom
alten aufgelassenen Strombett begrenzte Gebiet hat eine Entwässerungsfläche von 393 ha, die
durch die Kagraner Reichsstraße in zwei Teile getrennt wird, wovon nur die flußabwärts ge
legene Fläche derzeit eine nennenswerte Verbauung aufweist. Die Kanalanlage wurde in den
Jahren 1895—1897 derart durchgeführt, daß die seinerzeitige Herstellung eines Sammlers längs
des Hochwasserdammes nicht behindert ist. Die derzeitige Ausmündung ist im Inundationsdamme
durch Doppelschieber abschließbar, die bei einem Wasserstande von 2 m über Null zu
schließen sind. Für die Dauer dieser Absperrung muß das Brauch- und Regenwasser über
die Dammkrone gepumpt werden, wozu eine 15 PS.-Pumpenanlage dient. Das Kanalnetz von
Kaisermühlen hatte Ende 1903 eine Länge von 3408 m.
E. Das gegen die Liesing abfallende Gebiet.
Von dieser Fläche, die 1712 ha umfaßt, kommt derzeit nur das verhältnismäßig kleine Gebiet
von Hetzendorf und Altmannsdorf in Betracht. Die ehemalige Gemeinde Hetzendorf hat Ende der
Achtzigerjahre in der Hetzendorferstraße einen 1597 m langen Kanal hersteilen lassen, dessen
Sohle meist nur 2 m unter der Straßenoberfläche liegt und der in den offenen Altmannsdorfer
Graben einmündet. Die Ausgestaltung des Kanalnetzes bot insofern Schwierigkeiten, als die An
wendung eines Kanalsystems, das Regen- und Schmutzwasser sowie die Fäkalien ableitet, nicht in
Aussicht genommen werden konnte, da dem Liesingbach wegen seiner geringen Wasserführung
und der bereits bestehenden starken Verunreinigung keine weiteren Unratsstoffe ohne vorherige
Reinigung zugeführt werden dürfen. Für die Kanalisation dieses Gebietes hat sich daher die An
wendung des Trennsystems empfohlen, nach welchem die Ableitung des Regenwassers und die
des Schmutzwassers in gesonderten Kanalsträngen stattfindet. Die Regenwasserkanäle können
direkt in die Liesing eingemündet werden, während die durch die Schmutzwasserkanäle abge
leiteten Wassermengen vor dem Ablassen in den Bachlauf einer Reinigung unterzogen werden
müssen. Die Frage, ob eine Reinigungsanlage hergestellt oder ob ein Sammler längs des
Liesingbaches erbaut wird, der auch die Abwässer der oberhalb am Bachlaufe befindlichen
zahlreichen Gemeinden aufzunehmen hätte, ist derzeit noch nicht ausgetragen. Die Gemeinde
Wien hat sich daher beschränkt, im Anschlüsse an den von der ehemaligen Gemeinde Hetzendorf
erbauten Kanal in den Jahren 1900—1903 noch weitere Regenwasserkanäle herzustellen,
um zunächst die verkehrshindernden, tiefen Straßengräben zu beseitigen und für eine ange
messene Straßenentwässerung zu sorgen. Mit Ende 1903 waren 3890 m Regenwasserkanäle
vorhanden; die Aufsammlung der Fäkalien erfolgte in 622 Senkgruben.