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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 1: Charakteristik und Entwicklung der Stadt, Ingenieurbauten

Die privaten Elektrizitätswerke. 
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Seit Errichtung der zweiten Zentrale ist die Dampfanlage in Neubad nur in den Abend 
stunden der Wintermonate im Betriebe und versorgt insbesondere die von ersterer entfernteren 
Gebiete. Dagegen ist Neubad durch seine Akkumulatorenbatterie von großer Bedeutung als 
Verteilungs- und Regulierstation für das Hauptabsatzgebiet in der Innern Stadt und Umgebung. 
Die erwähnte Akkumulatorenbatterie umfaßt 288 Elemente System Tudor und leistet 
normal 477, maximal 950 Kilowatt. Sie wurde von der Akkumulatoren-Fabriks-Aktiengesell- 
schaft geliefert und hat die Aufgabe, den von den Dynamos mit 230 beziehungsweise 460 Volt 
gelieferten Strom in vier Stromkreise â 115 Volt zu unterteilen und den Dampfbetrieb während 
der höchsten Belastung zu unterstützen. Zur Vornahme der erforderlichen Schaltungen dient 
eine Maschinenschalttafel sowie eine Akkumulatorenschalttafel. 1 ) 
Die Zentrale Leopoldstadt umfaßt, wie aus dem Grundrisse (siehe Abb. 237) ersicht 
lich, straßenseitig ein Wohnhaus für Bedienstete und Private, an welches sich hofseitig ein 
Magazinsgebäude, ein Akkumulatorengebäude sowie das Maschinenbaus samt Pumpenraum und 
diesem gegenüber das Kesselhaus anreiht. Das Kesselhaus (siehe Abb. 238) enthält 32 Wasser 
rohrkessel System Dürr-Gehre von je 230 m' 2 Heizfläche, welche mit maximal 19 kg Dampf 
pro Quadratmeter bei 14 Atmosphären Überdruck beansprucht werden können. Dieselben sind 
größtenteils mit rauchloser Feuerung Patent Th. Langer ausgerüstet, welche nach und nach derart 
vervollkommnet wurde, daß nicht nur rauchfreie Verbrennung, sondern auch ein guter Wirkungs 
grad erzielt wird. Die Fuchskanäle der Feuerungen münden in zwei Schornsteine von 45 m 
Höhe und 3 - 2 m oberer lichter Weite. Die Kesseleinmauerungen sind durchwegs mit Explosions 
klappen versehen, welche bei Überdruck in den Feuerzügen deren Verbindung mit der Außen- 
lUehlurgrunii des 
Uk Verpflegs-Magajines 
Abb. 237. Grundriß der Zentrale Leopoldstadt der Allgemeinen österreichischen 
Elektrizitäts-Gesellschaft. 1:1440. 
Nacfibargrund dLk. ßettenmaga/ines 
luft herstellen. Zwischen Kessel und Dampfleitung sind kombinierte Rohrbruch- und Rückschlag 
ventile von Hübner & Mayer eingeschaltet, welche sich sowohl bei einer Kesselhavarie als 
auch bei Bruch der Dampfleitung selbsttätig schließen. 
Die Kohlenzufuhr zu den Kesseln erfolgt durch Handwagen; die Schlacke wird mittels 
einer kleinen Seilbahn in Kippwagen aus dem Aschenraume unter den Kesseln auf eine Brücke 
im Hofraume gefördert und von da unmittelbar in die bereitstehenden Wagen abgestürzt. 
Zur Wasserbeschaffung dienen die Brunnen I und II im Hofraume der Zentrale, ferner 
der mit I durch eine Heberleitung verbundene Brunnen III, welcher auf einem gegenüber der 
Zentrale auf der anderen Seite der Oberen Donaustraße liegenden Steinlagerplatze errichtet 
wurde, sowie endlich eine stromabwärts am Donaukanale erbaute Pumpstation, welche mittels 
zweier elektrisch betriebener Flügelpumpen von je 500 m 3 Stundenleistung das Wasser bei 
ausreichendem Wasserstande aus zwei in der Uferböschung abgeteuften Saugschächten, bei 
') Die Details dieser sowie der übrigen Schaltungen sind in Heft 16 der „Zeitschrift für Elektrotechnik“, 1903, beschrieben.
	        
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