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Beleuchtungswesen.
Links von dem Eingänge in der Wachaustraße ist das Administrationsgebäude und hinter
demselben ein Beamtenwohnhaus errichtet. Gegenüber wurde das Maschinen- und Kesselhaus
erbaut, welches die ganze Längsseite in der Engerthstraße und auch einen Teil des Quer
flügels in der Hillerstraße umfaßt. Die von den Maschinenfundamenten getrennt angelegten Um
fassungsmauern des Maschinenhauses erscheinen, wie dies aus der Gesamtansicht (siehe Abb. 242)
zu ersehen ist, von außen in einem geschmackvollen Ziegelrohbau mit einem Sockel aus
Zyklopenmauerwerk. Der Dachstuhl, welcher die 14'5m breite Maschinenhalle überdeckt, trägt
längs des ganzen Dachfirstes eine Laterne, deren beiderseitige Fenster zur Ventilation des
Maschinenhauses dienen. Sämtliche Maschinenfundamente sind in Portlandzementmörtel gebaut
und die oberste, 65 cm starke Schicht ist aus Portlandstampfbeton hergestellt.
Das mit der Maschinenhalle parallel verlaufende und an diese unmittelbar angebaute
Kesselhaus hat eine lichte Breite von 13 70 m und eine mittlere Höhe von zirka 8 5 m. Auch
hier ist dem Bedürfnisse nach Licht und Luft durch zahlreiche Oberlichtfenster aus Drahtglas
Rechnung getragen. In dem gegen die Wachaustraße gelegenen Ende des Kesselhauses ist ein
4 5 m breiter Raum von dem eigentlichen Kesselhause durch eine Wand abgetrennt, welcher
als Meßzimmer dient. Der infolge seiner tiefen Lage und bedeutenden Ausdehnung besonders
sorgfältig gegen das aufsteigende Grundwasser geschützte Rauchkanal verläuft längs des Kessel
hauses und parallel mit dem Schlackenkanale, welch letzterer mit einer schmalspurigen Gleis
anlage ausgestattet ist. Die drei Schornsteine von 2'5 m lichtem Durchmesser, deren Krone
45 m emporragt, mußten besonders sicher fundiert und auch gegen aufsteigendes Grundwasser
geschützt werden.
Im Hofe der Zentralstation, und zwar unmittelbar angrenzend an das Maschinenbaus,
befinden sich die Kohlenschuppen und über denselben große Räumlichkeiten, welche den
Arbeitern als Wasch- und Ankleideräume sowie als Speisesäle dienen.
Mit Rücksicht auf den Kondensationsbetrieb der Dampfmaschinen ist eine sehr bedeutende
Menge von Kühlwasser notwendig, und zwar ist in der zweiten Hälfte Dezember, zur Stunde
des stärksten Betriebes, d. i. zwischen 5 und 6 Uhr abends, eine Einspritzwassermenge von
mehr als L5 Millionen Liter erforderlich, und es werden zu dieser Zeit während 24 Stunden
mehr als 25 Millionen Liter verbraucht. Für die Beschaffung so gewaltiger Wassermengen
mußten besondere Vorkehrungen getroffen werden, und zwar ist der unmittelbare Bezug
des Wassers aus dem Donaustrome vorgesehen, welches, da es oft ziemlich stark verschlammt
ist, nicht unmittelbar den Maschinen zugeführt wird, sondern unter Dazwischenschaltung von
Senkbrunnen und Zisternen, in welchen die Schlammablagerung erfolgt.
In die Böschung des Donauufers ist ein großer, betonierter, aus zwei geräumigen
Kammern bestehender Saugschacht eingebaut, welcher so tief reicht, daß selbst beim niedrigsten
bisher beobachteten Wasserstande noch immer ein reichlicher Wasserzufluß stattfindet. Durch
einen vorgelagerten mächtigen Steinwurf sowie durch einen großen Saugkorb ist das Ein
dringen von Fremdkörpern verhindert. Dieser Saugschacht ist mit der Zentralstation durch
zwei getrennt geführte Heberleitungen von je 600 mm innerem Durchmesser verbunden. Eine
Heberleitung führt direkt in einen Brunnen, der sich auf dem Grunde der Zentralstation be
findet, die zweite Heberleitung zunächst in einen Brunnen in der Nähe des Donauufers selbst
und von diesem in einen dritten Brunnen, der sich gleichfalls auf dem Baugrunde der Zentrale
befindet. In diese beiden, im Hofe der Zentrale bestehenden Senkbrunnen von je 12'5m Tiefe,
deren Durchmesser im Mittel 5 m beträgt, reichen die Saugrohre zweier Pumpstationen,
welche das Wasser aus den Brunnen in drei Zisternen schöpfen, deren Rauminhalt 1730 m 3
mißt. Aus den Zisternen fließt sodann das Wasser durch das eigene Gefälle zu den Konden
sationspumpen der einzelnen Maschinen. Von den beiden Pumpstationen ist die eine zum
Teil mit Dampfbetrieb, zum andern Teil mit elektrischem Betrieb ausgerüstet, während die
zweite Pumpstation zur Gänze elektrischen Betrieb besitzt.
Das Kondenswasser der Dampfmaschinen hat eine Temperatur von zirka 40° C und
wird in einem längs der Mittelmauer zwischen Maschinenbaus und Kesselhaus verlaufenden
Ableitungskanal ausgeworfen. Derselbe schließt an beiden Enden an Zisternen an, woselbst
einerseits die Rückgewinnung des durch die Maschinenkondensation mitgerissenen Schmieröles,
anderseits der Ablauf des entölten Kondenswassers nach dem nahen Donaustrome durch eine
600 mm starke eiserne Rohrleitung erfolgt. Da diese Abwasserleitung unterhalb des Saugschachtes
in die Donau mündet, ist das angesaugte Wasser stets kalt, anderseits wird aber durch das
ausfließende warme Wasser die ganze Umgebung, selbst zur Zeit des stärksten Frostes eisfrei
gehalten, was für die Sicherheit der Wasserversorgung von besonderem Vorteile ist.