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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 1: Charakteristik und Entwicklung der Stadt, Ingenieurbauten

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Beleuchtungswesen. 
Links von dem Eingänge in der Wachaustraße ist das Administrationsgebäude und hinter 
demselben ein Beamtenwohnhaus errichtet. Gegenüber wurde das Maschinen- und Kesselhaus 
erbaut, welches die ganze Längsseite in der Engerthstraße und auch einen Teil des Quer 
flügels in der Hillerstraße umfaßt. Die von den Maschinenfundamenten getrennt angelegten Um 
fassungsmauern des Maschinenhauses erscheinen, wie dies aus der Gesamtansicht (siehe Abb. 242) 
zu ersehen ist, von außen in einem geschmackvollen Ziegelrohbau mit einem Sockel aus 
Zyklopenmauerwerk. Der Dachstuhl, welcher die 14'5m breite Maschinenhalle überdeckt, trägt 
längs des ganzen Dachfirstes eine Laterne, deren beiderseitige Fenster zur Ventilation des 
Maschinenhauses dienen. Sämtliche Maschinenfundamente sind in Portlandzementmörtel gebaut 
und die oberste, 65 cm starke Schicht ist aus Portlandstampfbeton hergestellt. 
Das mit der Maschinenhalle parallel verlaufende und an diese unmittelbar angebaute 
Kesselhaus hat eine lichte Breite von 13 70 m und eine mittlere Höhe von zirka 8 5 m. Auch 
hier ist dem Bedürfnisse nach Licht und Luft durch zahlreiche Oberlichtfenster aus Drahtglas 
Rechnung getragen. In dem gegen die Wachaustraße gelegenen Ende des Kesselhauses ist ein 
4 5 m breiter Raum von dem eigentlichen Kesselhause durch eine Wand abgetrennt, welcher 
als Meßzimmer dient. Der infolge seiner tiefen Lage und bedeutenden Ausdehnung besonders 
sorgfältig gegen das aufsteigende Grundwasser geschützte Rauchkanal verläuft längs des Kessel 
hauses und parallel mit dem Schlackenkanale, welch letzterer mit einer schmalspurigen Gleis 
anlage ausgestattet ist. Die drei Schornsteine von 2'5 m lichtem Durchmesser, deren Krone 
45 m emporragt, mußten besonders sicher fundiert und auch gegen aufsteigendes Grundwasser 
geschützt werden. 
Im Hofe der Zentralstation, und zwar unmittelbar angrenzend an das Maschinenbaus, 
befinden sich die Kohlenschuppen und über denselben große Räumlichkeiten, welche den 
Arbeitern als Wasch- und Ankleideräume sowie als Speisesäle dienen. 
Mit Rücksicht auf den Kondensationsbetrieb der Dampfmaschinen ist eine sehr bedeutende 
Menge von Kühlwasser notwendig, und zwar ist in der zweiten Hälfte Dezember, zur Stunde 
des stärksten Betriebes, d. i. zwischen 5 und 6 Uhr abends, eine Einspritzwassermenge von 
mehr als L5 Millionen Liter erforderlich, und es werden zu dieser Zeit während 24 Stunden 
mehr als 25 Millionen Liter verbraucht. Für die Beschaffung so gewaltiger Wassermengen 
mußten besondere Vorkehrungen getroffen werden, und zwar ist der unmittelbare Bezug 
des Wassers aus dem Donaustrome vorgesehen, welches, da es oft ziemlich stark verschlammt 
ist, nicht unmittelbar den Maschinen zugeführt wird, sondern unter Dazwischenschaltung von 
Senkbrunnen und Zisternen, in welchen die Schlammablagerung erfolgt. 
In die Böschung des Donauufers ist ein großer, betonierter, aus zwei geräumigen 
Kammern bestehender Saugschacht eingebaut, welcher so tief reicht, daß selbst beim niedrigsten 
bisher beobachteten Wasserstande noch immer ein reichlicher Wasserzufluß stattfindet. Durch 
einen vorgelagerten mächtigen Steinwurf sowie durch einen großen Saugkorb ist das Ein 
dringen von Fremdkörpern verhindert. Dieser Saugschacht ist mit der Zentralstation durch 
zwei getrennt geführte Heberleitungen von je 600 mm innerem Durchmesser verbunden. Eine 
Heberleitung führt direkt in einen Brunnen, der sich auf dem Grunde der Zentralstation be 
findet, die zweite Heberleitung zunächst in einen Brunnen in der Nähe des Donauufers selbst 
und von diesem in einen dritten Brunnen, der sich gleichfalls auf dem Baugrunde der Zentrale 
befindet. In diese beiden, im Hofe der Zentrale bestehenden Senkbrunnen von je 12'5m Tiefe, 
deren Durchmesser im Mittel 5 m beträgt, reichen die Saugrohre zweier Pumpstationen, 
welche das Wasser aus den Brunnen in drei Zisternen schöpfen, deren Rauminhalt 1730 m 3 
mißt. Aus den Zisternen fließt sodann das Wasser durch das eigene Gefälle zu den Konden 
sationspumpen der einzelnen Maschinen. Von den beiden Pumpstationen ist die eine zum 
Teil mit Dampfbetrieb, zum andern Teil mit elektrischem Betrieb ausgerüstet, während die 
zweite Pumpstation zur Gänze elektrischen Betrieb besitzt. 
Das Kondenswasser der Dampfmaschinen hat eine Temperatur von zirka 40° C und 
wird in einem längs der Mittelmauer zwischen Maschinenbaus und Kesselhaus verlaufenden 
Ableitungskanal ausgeworfen. Derselbe schließt an beiden Enden an Zisternen an, woselbst 
einerseits die Rückgewinnung des durch die Maschinenkondensation mitgerissenen Schmieröles, 
anderseits der Ablauf des entölten Kondenswassers nach dem nahen Donaustrome durch eine 
600 mm starke eiserne Rohrleitung erfolgt. Da diese Abwasserleitung unterhalb des Saugschachtes 
in die Donau mündet, ist das angesaugte Wasser stets kalt, anderseits wird aber durch das 
ausfließende warme Wasser die ganze Umgebung, selbst zur Zeit des stärksten Frostes eisfrei 
gehalten, was für die Sicherheit der Wasserversorgung von besonderem Vorteile ist.
	        
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