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Brücken.
bei Wien die Genehmigung; der Regierung — 12. September 1868. Bei der Ausarbeitung des
Detailprojektes für die Bahnstrecke zwischen Wien und Jedlesee, welche eine Übersetzung des
Donaustromes enthält und zum größten Teil im Überschwemmungsgebiete der nichtregulierten
Donau gelegen war, mußte demnach von vornherein auf die durch die geplante Donauregulierung
zu gewärtigenden Verhältnisse Rücksicht genommen werden. Im Donauregulierungsprojekte
war auf dem durch Abbau der zahlreichen Stromverästelungen nutzbar zu machenden Gebiete
am rechten Donauufer zwischen der Abzweigung des Donaukanales bei Nußdorf und der
Linie der priv. Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft im Prater ein neuer
Stadtteil, „die Donaustadt“, in Aussicht genommen, dessen wichtigste Straßenzüge bei der
Anlage der Österreichischen Nordwestbahn berücksichtigt werden mußten.
Zur Verbindung der beiderseits der Österreichischen Nordwestbahn gelegenen Teile des
XX. Bezirkes sind in der 3‘2 km langen Strecke zwischen dem Bahnhofe Wien und dem Donau-
kai an acht Stellen des Bahnkörpers Durchbrüche angeordnet, von denen fünf, für den ge
samten Straßenverkehr bestimmt, als Durchfahrten von rund 19, 20 und 24 m Lichtweite mit
eisernem Überbau ausgebildet, die übrigen drei als gewölbte Durchgänge von 3'2 m Lichtweite
hergestellt wurden.
Das bedeutendste Bauwerk der Österreichischen Nordwestbahn im Bereiche Wiens ist die
Donaubrücke.
Ahb. 263. Brücke der österreichischen Nordwestbahn über den Donaustrom. Gesamtansicht.
In dem von der Spitze des Leopoldsberges betrachteten Panorama der Stadt Wien er
scheint die Donaubrücke der Österreichischen Nordwestbahn als die erste von den fünf Über
setzungen des Stromes, welche
derzeit Wien mit dem Gebiete
am linken Ufer der Donau ver
binden.
Diese Brücke ist gegen
wärtig eingleisig und besteht
hinsichtlich ihrer baulichen An
ordnung aus vier Teilen (siehe
Abb. 263):
1. Die Übersetzung der
Verbindungslinie zur Donau
uferbahn, 2. die Donaukai-
brücke, zugleich Inundations-
brücke für das rechte Ufer,
3. die Strombrücke und 4. die
Inundationsbrücke am linken
Ufer. Die Strom- und linkssei
tige Inundationsbrücke wurde
unter der Bauleitung des Inge
nieurs Johann Buberl nach
dem unter dem Baudircktor
Wilhelm Hellwag von Inge
nieur Eduard Gerlich verfaßten
Projekte in der Zeit vom Mai
1870 bis Februar 1872, die
Donaukaibrücke im Jahre 1875,
die Brücke über die Verbin
dungsbahn im Jahre 1889 her
gestellt.
Die Gründung der 19 Pfei
ler für die Strombrücke und die
Inundationsbrücke am linken Ufer erfolgte durch die Bauunternehmung Gebrüder Klein,
A. Schmoll & E. Gärtner mittels eiserner Caissons, welche unter Anwendung von Preßluft nach
dem damals neuen, von der genannten Firma patentierten Verfahren auf den tragfähigen Grund ver
senkt wurden. 1 ) Bei der Fundierung des zweiten Strompfeilers, vom rechten Ufer gezählt, mußte
Abb. 263 a. Brücke der österreichischen Nordwestbahn über den Donaustrom.
Einfahrt von Wien.
') Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. 1871.