Meteorologie.
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mit einem Mittel von -j- 5'4° C zu den mildesten Wintermonaten zählte. Was strenge Winter
(Dezember, Jänner und Februar) anbelangt, so bleibt jener von 1829 auf 1830 mit einer
Durchschnittstemperatur von — 6'3° gegen — 0'6° im Normalen der weitaus kälteste. Er steht
auch wegen seiner durch Eisstöße hervorgerufenen Verheerungen in der Geschichte der Stadt
in trauriger Erinnernng. Ihm zunächst folgt der Winter von 1840 auf 1841 mit —4-7° Mittel
temperatur und dann folgen noch andere, bevor der der jetzigen Generation als sehr streng
bekannte Winter von 1879 auf 1880 mit —3'7° einzureihen ist. Anderseits hat es aber auch
sehr milde Winter gegeben, deren vorzüglichster (1833 auf 1834) gegenüber dem Normale einen
Wärmeüberschuß von -[-4-1 0 aufwies. Auch jener von 1842 auf 1843 mit einem Überschüsse
von 3'5° gehörte unter diese. Bezüglich der sommerlichen Wärmeverhältnisse ist zu erwähnen,
daß die drei heißen Monate Juni, Juli und August zusammen eine Durchschnittstemperatur von
19'7°C (Stadt) aufweisen. Die größte Sommerhitze brachte das Jahr 1811 mit einem Überschüsse
von 3’7° zustande, den kühlsten Sommer dagegen hatte das Jahr 1821 mit einem Ausfall von
1'8°C. Den heißesten Monat unserer Beobachtungsreihe erkennen wir im August 1807, welcher
im Monatsdurchschnitte den unheimlichen, aber als sicher nachgewiesenen Wert von 26'5° auf
wies und sonach die normale Temperatur um ö ö" übertraf! Die höchste Ablesung von Luft
temperatur überhaupt, so lange Extreme beobachtet werden, fand am 14. Juli 1832 statt und
ergab -j-38'7 0 , und zwar im Schatten. Die absolut niedrigste Lufttemperatur Wiens wird mit
— 25'5°C angegeben, welcher Stand am 22. Jänner 1850 registriert wurde. Im vieljährigen Durch
schnitte stellt sich das absolute Minimum auf —-lA'ö 0 , das Maximum auf 33-2°C, Werte, die
also jedes Jahr gewärtigt werden müßten. Zum Schlüsse der die Temperatur betreffenden
Ausführungen mögen noch einige Termine von wichtigen Temperaturgrenzen mitgeteilt werden.
Der erste Tag des Winters mit einem negativen Temperaturmittel (Hohe Warte) ist im viel
jährigen Durchschnitte der 12. Dezember, der letzte solche Tag der 17. Februar, so daß im
ganzen 68 Tage negative Mittel aufweisen. Das Maximum der Kälte (—3°) erscheint durch
schnittlich am 8. Jänner. Um vom Gefrierpunkte auf 10° anzusteigen, braucht das Tagesmittel
die Zeit vom 17. Februar bis 19. April, das sind 60 Tage, verweilt dann bis 14. Oktober
(durch 178 Tage) auf einem Stande von über 10° und fällt in 59 Tagen wieder zum Nullpunkte
herab. Der wärmste Tag ist nach dem 125jährigen Mittel mit 20T° (Hohe Warte) der 1. August.
Um Anhaltspunkte zur Beurteilung der durchschnittlichen Temperatur eines jeden Tages im
Jahre zu bieten, ist im folgenden das Tagesmittel eines jeden zehnten Tages für die Hohe
Warte mitgeteilt.
8. Jänner —3°, 18. Jänner —2°, 28. Jänner —L4°, 7. Februar —0'5°, 17. Februar 0°,
27. Februar L9°, 9. März 2-9°, 19. März 4'4°, 29. März 6'2°, 8. April 8-2°, 18. April 9'8°.
28. April 1 L6°, 8. Mai 13'6°, 18. Mai 14-9 0 , 28. Mai 16'3 0 , 7. Juni 17'6", 17. Juni 17-5 0 ,
27. Juni 18'6°, 7. Juli 19-4«, 17. Juli 20°, 27. Juli 19'9°, 6. August 19'8°, 16. August 19-4",
26. August 18'2°, 5. September 16’8°, 15. September 15°, 25. September 13’5°, 5. Oktober
12°, 15. Oktober 9-8°, 25. Oktober 7-8°, 4. November 5'7°, 14. November 3'6°, 24. November
2'2°, 4. Dezember 0'9 0 , 14. Dezember —0'3 0 , 24. Dezember —L4°, 3. Jänner —2'7 0 C.
Das nächstwichtige meteorologische Element ist die Luftbewegung, und zwar vor allem
die Windstärke. Hierüber liegen 35jährige Beobachtungen vor, aus denen sich ergibt, daß
Wien im Jahresdurchschnitt eine mittlere Windgeschwindigkeit von 5 08 m pro Sekunde besitzt.
Die größte Windstärke hatte das Jahr 1874 mit 5 9, die kleinste das Jahr 1898 mit 4 4 Sekunden
metern. Unter den einzelnen Monaten herrscht im März mit 5'84 die stärkste und im Oktober
mit 4'46 Sekundenmetern die schwächste Luftbewegung vor. Das Halbjahr vom Februar bis
Juli hat starke, das Semester vom August bis Jänner schwächere Luftbewegung. Die größte
Stundenwindgeschwindigkeit ist am 10. März 1881 mit durchschnittlich 27 sm registriert worden.
Am 10. Dezember 1884 wurde am Morgen während einer Viertelstunde eine durchschnittliche
Windgeschwindigkeit von 32’5 Sekundenmetern erreicht, wobei einzelne Windstöße sicher
40 m und mehr pro Sekunde zurückgelegt haben. Die Zahl der Sturmtage, an denen ein
Stundenmittel der Windstärke 20 m pro Sekunde erreicht, beträgt jährlich 18, und entfallen
davon 13 auf die Monate Oktober bis März. Die vorherrschende Windrichtung ist in Wien
die westliche mit 29'7% aller Beobachtungen; dann folgen Nordwest mit 18'3, Nord mit
13 und Südost mit 12’5%. Die Südwestwinde zeigen mit 5'3% die geringste Häufigkeit.
Auch Ostwinde mit 5'4, Nordostwinde mit 6'3 und Südwinde mit 9'5% treten wenig zahlreich
auf. Die Tabelle auf S. 22 gibt über Windstärke weitere Aufschlüsse.
Über die Verdunstung liegen seit dem Jahre 1883 Messungen mittels des Wildschen
Evaporimeters vor. Hiernach werden im Jahresdurchschnitte auf der Hohen Warte 345 mm zur