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Wasserbauten.
kanäle bis zur neuen Gemeindegrenze erst zur Anlage gebracht werden, da nur notdürftige
Anschlüsse vorhanden waren. Das hierdurch vergrößerte Niederschlagsgebiet machte dann auch
die Erweiterung der bestehenden Kanalprofile von Schönbrunn abwärts bis zur Franzensgasse
auf dem rechten und bis zur Wäschergasse auf dem linken Ufer notwendig. Aber auch im
Stadtinnern sind — meist infolge der Regulierung der Straßenzüge — größere Umlegungen
der in ihrem Profil ausreichenden Cholerakanäle erforderlich gewesen, die mit den Wienfluß
regulierungsarbeiten zur Ausführung gelangten. Die Kanäle liegen mit geringer Ausnahme in
den Straßenzügen längs des
Wienflusses, sind zumeist in
Beton, die Sohle mit Klinker
ziegeln verkleidet, hergestellt
worden und stehen nur in
der Strecke Lobkowitzbrücke
—Gürtelstraße mit dem eigent
lichen Mauerwerk des Wien
flusses in Verbindung. Die Not
auslässe am rechten Ufer wei
chen in ihrer Ausführung von
der üblichen der Oberfälle in
sofern ab, als sie, der tiefen
Lage derStadtbahn halber, unter
welcher sie durchführen, aus
eisernen, 1 m weiten Rohren
hergestellt sind, die in die neue
Wienflußsohle frei ausmünden.
Die erwähnten Kanalbauten
boten insofern große Schwie
rigkeiten dar, als sie in sehr verkehrsreichen Bezirken durchgeführt wurden, in welchen Verkehrs
ablenkungen nur in beschränktem Maße möglich, Absperrungen des Verkehrs aber ganz aus
geschlossen'waren. In Verbindung mit diesen Sammelkanälen stehen drei bemerkenswerte Bau
werke, die mit den Wienflußregulierungsarbeiten zusammen hergestellt wurden. Es sind dies
die große Überfallkammer für den Ottakringerbachkanal sowie dessen Entlastungskanal, die
Spülanlage bei der Stubenbrücke und die Überfall- und Verteilungskammer unterhalb der Marxer-
brücke. Die beiden erstgenannten Kanäle münden an der Ecke des Getreidemarktes und der
Friedrichstraße in den linken Sammelkanal ein, dem sie zur Zeit niedrigen Wasserstandes ihre
Wassermengen zuführen. Bei Hochwasser aber stürzen sie über Schwellen in eigene Schotter
fänge ab und leiten ihr Wasser dem Wienflusse zu, während der Sammelkanal selbst ebenfalls
über eine ausgedehnte Überfallschwelle hinweg seinen Wasserüberschuß in den Wienfluß sendet
und sonach in der abwärts gelegenen Strecke wesentlich entlastet erscheint. Die ausgedehnte
Überfallkammer, in der sich dieser Vorgang abspielt, besitzt eine auch bei Hochwasser begeh
bare Galerie, so daß bei wider Erwarten doch eintretenden Verlegungen der Kanalgerinne noch
immer Abhilfe geschaffen werden kann. Die Spülanlage bei der Stubenbrücke ist in dem
Abschnitte „Entwässerung“ beschrieben. Die Überfall- und Verteilungskammer unterhalb der
Marxerbrücke endlich dient dazu, die bei starken Regengüssen aus dem Endauslasse des
linken Wienflußsammelkanales in den Fluß eintretenden bedeutenden Wassermengen zu ver
teilen und deren Geschwindigkeit zu verringern. Der erwähnte Sammelkanal mündet nämlich
bei der Stubenbrücke in den Hauptsammelkanal am rechten Donaukanalufer, welcher aber
nur die Schmutzwässer aufzunehmen bestimmt ist; herrschen nun im erstgenannten Kanäle — wie
bei starkem Regen — höhere Wasserstände, dann fällt der Überschuß über eine seitliche
Schwelle in einen Notauslaß, der denselben zu einer großen Kammer unterhalb der Marxer
brücke führt. In dieser stürzt das Wasser über eine Schwelle zu einem ausgedehnten Ver
teilungsbecken ab, von dem aus es durch drei Auslässe dem Wienflusse zugeleitet wird.
Die Überfall- und Verteilungskammer kann auch bei Hochwasser betreten werden.
Die Bauausführung selbst begann im Jahre 1894 mit dem Umbau, beziehungsweise der Erweite
rung der vorhandenen Cholerakanäle; die Arbeiten sind zu verschiedenen Zeitpunkten zurAusführung
gelangt, gegenwärtig sind die Kanalisierungsarbeiten im Wiener Stadtgebiet vollstän ig beendet.
In Weidlingau mußten der eigentlichen Bauarbeit ziemlich schwierige unddausgedehnte
Grundeinlösungen vorausgehen; es war eine Fläche von über 494.000 m 2 einzulösen, wovon