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Nachtrag.
den Feldern der Landwirtschaft unmöglich ist; Hand in Hand mit dem Anwachsen der Arbeiter
bevölkerung muß die Erbauung von Schulhäusern und die Beistellung sanitärer Einrichtungen
gehen; die Schaffung besserer Verkehrsverhältnisse, die Beistellung elektrischen Stromes zu
motorischen Zwecken erweisen sich als eine unumgängliche Notwendigkeit. Diesen großen An
forderungen können die kleinen Orte am linken Ufer des Donaustromes für sich allein nicht
nachkommen; sie haben daher ihren Anschluß an die Großstadt gesucht. So ist die Vereini
gung der Gemeinde Floridsdorf und ihrer Nachbargemeinden mit Wien sowohl im Interesse
der Stadt wie dieser Gemeinden gelegen.“
Der neue Bezirk umfaßt (siehe Abb. 397 ') die bisherigen Gemeinden Floridsdorf, Leopoldau,
Kagran, Hirschstetten, Stadlau und Aspern, die Herrschaft Lobau, den größten Teil von Groß-
Jedlersdorf, sowie Teile von Strebersdorf und verschiedenen anderen angrenzenden Gemeinden.
Das Flächenmaß, die Einwohner- und Häuserzahl des neuen Bezirkes, der im Norden durch
den Donau-Oder-Kanal begrenzt werden wird, ergibt sich — nach der Volkszählung vom Jahre
1900 — aus der folgenden Zusammenstellung:
Gemeinde Fläche in Hektaren
Floridsdorf 1162
Groß-Jedlersdorf 371
Leopoldau 1054
Kagran 1063
Stadlau 545
Hirschstetten 552
Aspern 1937
Lobau . . ■ 2354
Teil von Strebersdorf . . . 225
Teile anderer Gemeinden 186
Summe . 9449
Einwohner
36.599
2.610
2.302
4.156
3.168
1.533
1.541
?
51.909
Häuser
1205
155
230
329
138
117
187
2361
Zum Vergleiche des absoluten und relativen Zuwachses an Fläche und Einwohnern
durch die Stadterweiterungen von 1890 und 1904 möge die folgende Tabelle dienen:
Jahr
Fläche in Hektaren
Einwohnerzahl
vor der Einbezie
hung
Zuwachs
nach der Einbezie
hung
vor der Einbezie
hung
Zuwachs
nach der Einbezie
hung
1890
1904
5.540 12.272
17.812 | 9.449
9 Diese Zahl'wurde für Ende 1904 von
17.812 j 840.250 j 524.298
27.261 j; 1,816.303’) f 61.536’)
II 1
statistischen Departement berechnet.
1,364.548
1,877.839 ’)
1
i
Wie man sieht, ist der Zuwachs an Bevölkerung im Verhältnisse zur zugewachsenen
Fläche jetzt viel geringer als im Jahre 1890. Vor 14 Jahren wurden eben viele Gemeinden
einbezogen, die als reichbevölkerte Städte unmittelbar vor den Toren der Großstadt lagen
und schon längst einen Teil derselben bildeten; heute aber handelt es sich in erster Linie
um eine Vorsorge für die Zukunft von Wiens Großindustrie und Handel.
Von den mit der neuesten Einbeziehung verbundenen Veränderungen administrativer
Natur sei erwähnt, daß die Zahl der Gemeinderäte (vgl. S. 38) von 158 auf 165 und die
Zahl der Stadträte von 22 auf 27 erhöht wird.
Der für die bauliche Entwicklung der Stadt wichtigste Punkt des Einverleibungsgesetzes
betrifft den Bau einer neuen, dritten Straßenbrücke über den Donaustrom, zu welchem einen
Staatsbeitrag zu leisten die Regierung sich bereit erklärt hat. Diese Brücke dürfte nächst der
Stadlauer Staatseisenbahnbrücke zu liegen kommen. 2 )
* *
Der XXL Bezirk umfaßt jene Gemeinden, welche, in die fruchtbare Ebene des March
feldes eingreifend, sich bogenförmig um das linke Ufer des „alten“ Donaubettes lagern. Das
flache, ziemlich wasserarme Gebiet ist nur von mäßigen Terrainwellen durchzogen und erhebt
9 Die einbezogenen Ortschaften sind auch auf Tafel IX ersichtlich gemacht.
2 ) Gelegentlich der Errichtung des XXI. Bezirkes regelte die Gemeinde auch verschiedene Bezirksgrenzen an solchen Stellen,
wo die durch den Fall der Lrmenwälle, durch den Bau der Stadtbahn und die Wienflußregulierung herbeigeführten Umgestaltungen
schon lange eine Abänderung der bestehenden Bezirksgrenzen wünschenswert gemacht hatten. Die Angaben der vorstehenden Ab
schnitte erfahren hierdurch nur geringe Verschiebungen.