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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 1: Charakteristik und Entwicklung der Stadt, Ingenieurbauten

Stadtentwicklung. 
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turmstraße; endlich im Zuge der letzteren eine neue Brücke über den Donaukanal und deren 
Verbindung (Gredlerstraße) mit der Taborstraße. 
Unter diesen Umständen liegt die Haupttätigkeit des Regulierungsbureaus in der Ver 
fassung von Bebauungsplänen für die noch unbebauten äußeren Gebiete, also in der Vorsorge 
für eine rationelle Erweiterung der Stadt nach außen. Hierher gehören die Pläne für neue 
Wohnviertel im Westen und Norden, wo die Straßenzüge nach genauen Terrainaufnahmen 
derart geplant werden, daß sie sich dem coupierten Terrain möglichst anschmiegen (was 
vom ökonomischen wie vom künstlerischen Standpunkt vorteilhaft ist) und daß sich eine 
Reihe peripherischer Straßen, ohne den Charakter einer Ringstraße zu erhalten, zu einer an 
Abwechslung reichen „Hügelstraße“ verbindet, wie dies das Projekt Stübbens anregte. Hierher 
gehört auch das weitausgreifende Projekt für den Ausbau von Favoriten auf dem Wiener- 
und Laaerberg, das auf der Anlage einer äußeren, längs der Grenze der heutigen Bebauung 
laufenden Gürtelstraße basiert, die zur Aufnahme einer, die Fortsetzung der „Gürtellinie“ 
bildenden, bis zum Aspangbahnhofe reichenden, neuen Stadtbahn dienen soll. 
Die fertiggestellten Pläne zeigen das Bestreben, die schablonenhafte Einförmigkeit früherer 
Stadterweiterungen durch möglichste Individualisierung der einzelnen Stadtteile, Straßen und 
Plätze zu vermeiden. Dabei spielt selbstverständlich die 
genaue Festsetzung der Bebauungsart eine große Rolle; 
nicht minder auch die Reservierung großer Grundflächen für 
öffentliche Gärten an zahlreichen Punkten des Gemeinde 
gebietes, besonders im unmittelbaren Anschlüsse an die be 
stehende Bebauung. 
Auf Grund des Generalregulierungsplanes, der Ende 
1903 zu zwei Dritteilen vollendet war, gelangten bisher 
jur teilweisen oder gänzlichen Ausführung: Die Wienzeile 
mit den genannten Plätzen und im Anschlüsse an sie die 
Wienflußterrassen im Stadtparke; das Stubenviertel mit neuen 
Verbindungen zum III. Bezirke; die Regulierung des Franz 
Josefs-Kais und der Elisabeth-Promenade im Zusammenhänge 
mit den Stadtbahn- und Donaukanalbauten; die Regulierung 
des untersten Teiles der Rotenturmstraße, wo die Gemeinde 
in rationeller Weise eine ganze Häuserinsel ankaufte und 
umparzellierte; die — allerdings unzulängliche — Regulie 
rung der Bognergasse; die Erbreiterung der Schauflergasse 
und Regulierung des Ballhaus- und Minoritenplatzes; die 
erwähnten Fortsetzungen der Brandstätte und Sterngasse und 
die Herstellung der Gredlerstraße gegenüber der Börse für 
landwirtschaftliche Produkte; die Schaffung eines Blickes auf 
den Stephansturm vom Stock-im-Eisen-Platze aus (siehe 
Abb. 25) u. s. w. Durch den Fall der Finienwälle konnte 
man die Gürtelstraße fast in ihrer Gänze herstellen, und alle 
jene zahlreichen Radialstraßen der Stadt, die bisher an die 
Wälle anliefen, bis zur Gürtelstraße verlängern, wodurch sich 
neue Baustellen und viele wertvolle Verkehrslinien ergaben. 
In der Donaustadt machte in den letzten Jahren der Bau 
industrieller Unternehmungen wesentliche Fortschritte, und 
gelangten auch (nach einem älteren Bebauungspläne) die 
Pratergründe zwischen Ausstellungs- und Kronprinz Rudolf- 
Straße größtenteils zur Bebauung mit Wohnhäusern, leider 
in einer Weise, die dem Prater wenig zur Zierde gereicht 
und wegen der dichten Verbauung der Blöcke vom ge 
sundheitlichen Standpunkt nicht zu verantworten ist. 
Von öffentlichen Parkanlagen, die in der letzten Zeit entstanden, sind hauptsächlich 
zu nennen: der Kinderspielplatz in der Kaiserstraße (im VII. Bezirke), den die Gemeinde durch 
den Ankauf mehrerer, innerhalb eines großen Baublockes liegender Hausgärten herstellte; der 
Alois Drasche-Park (im IV. Bezirke), der unter Verwertung dieses Prinzipes eines eingebauten 
Gartens derart zwischen Häusergruppen neu angelegt wurde, daß er nirgends an einer Straße 
und daher sehr ruhig und staubfrei liegt; der Schönbrunner Vorpark beim kaiserlichen Schlosse; 
Abb. 25. Blick vom Graben auf den Stephans- 
türm.
	        
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