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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 2: Hochbau und Architektur, Plastik und Kunstsammlungen

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Humanitätsanstalten. 
Ambulatorium. 
Spitalstrakt. 
Kinderspital. 
Chirurgische 
Klinik. 
Bakteriologisch 
chemisches In 
stitut. 
Das Klosterspital zum heiligen Franz von 
Assisi, V., Hartmanngasse 7, wurde im Jahre 1864 
von der Kongregation der Schwestern vom dritten 
Orden des genannten Heiligen zur unentgeltlichen 
Aufnahme von armen Kranken beiderlei Geschlech 
tes gegründet und im Jahre 1890 nach dem vom 
Hofbauinspektor Seitschek auf Grund des von der 
Oberin M. Gonzaga Zimpel aufgestellten Program 
mes verfaßten Entwürfe auf dem allerdings sehr 
beengten Grundstücke neu gebaut. Das einzige 
Gebäude, aus welchem das Krankenhaus besteht, 
umfaßt über dem Sockelgeschosse drei Stockwerke 
und enthält außer den Zimmern für 80 bis 90 unent 
geltlich verpflegte Kranke auch sechs Zimmer für 
Zahlende und die Wohnräume der Schwestern. Die 
Baukosten des Spitales betrugen zirka 1,080.000 K. 
Erhalten wird es durch Sammlungen und Spenden. 
Im Jahre 1902 wurden im Spitale 320 Männer und 
468 Frauen behandelt und verpflegt. 
Eine der segensreichsten Schöpfungen ist die 
unter dem Protektorate des Erzherzogs Rainer 
stehende, im Jahre 1872 durch hervorragende Ärzte 
gegründete und seit ihrem Bestehen durch hoch 
herzige Gönner sowie seit 1886 durch einen Verein 
in ihrem Bestände gesicherte Allgemeine Poliklinik 
(Abb.361) 1 ), die mit dem Zwecke der unentgeltlichen 
ärztlichen Behandlung unbemittelter Kranken die 
Pflege und den Unterricht der praktischen Heil 
kunde verbindet. Zunächst als Ambulatorium er 
richtet und in Mietwohnungen untergebracht, zu 
letzt, von 1880 an, in einem für ihre Zwecke adap 
tierten Hause, wo bereits auch 12 Betten für lie 
gende Kranke Platz fanden, gelang es der Poliklinik 
durch die Spende von 300.000 K der Gebrüder 
Gutmann, im Jahre 1890 mit dem Baue einer neuen 
Anstalt zu beginnen, deren zunächst vollendete 
Teile 1892 bezogen wurden und auch spitalmäßig 
angelegte Krankenunterkünfte enthalten. Anknüpfend 
an das vom Baukomitee, bestehend aus den Pro 
fessoren Dr. Schnitzler, Monti, von Hebra, von 
Reuß, Winternitz, W. Ritter von Gutmann und 
Architekt Andreas Streit, aufgestellte Programm 
verfaßte der genannte Architekt die Pläne für den 
Bau der ganzen Anstalt, welcher nun unter seiner 
Leitung je nach Zulänglichkeit der Mittel abschnitt 
weise derart zur Ausführung gelangt, daß den drin 
gendsten Raumbedürfnissen jeweilig durch Provi 
sorien Rechnung getragen wird, die bei völligem Ausbaue verschwinden werden. Der Entwurf ist 
Abb.361. Allgemeine Poliklinik. Hochparterre. 1:800. 
den äußerst beengenden Verhältnissen der 7191m 2 messenden Bauarea angepaßt, von welcher 
nach Vollendung der Anstalt 3018 m 2 überbaut sein werden. Das an der Mariannengasse gelegene 
Hauptgebäude umfaßt über dem hohen Souterrain vier Geschosse und enthält außer den Räumen 
der Verwaltung und für allgemeine Spitalsdienste zehn Abteilungssäle mit den erforderlichen 
Nebenräumen. Im Souterrain sind ein großer Turnsaal und Inhalatorien untergebracht. Der an die 
Stiege des Ambulatoriums angeschlossene Krankenpavillon enthält über dem Souterrain drei 
Geschosse und einen mittleren Aufbau, in welchem die Pflegerinnen (Klosterfrauen) wohnen; 
er nimmt gegenwärtig 66 Kranke auf, wird aber nach Vollendung der Anstalt für 130 Kranke 
bestimmt sein. Im Tiefparterre ist eine hydrotherapeutische Anstalt untergebracht. Im Jahre 1893 
0 XXXI. Jahresbericht der Allgemeinen Poliklinik in Wien, IX., Mariannengasse 10.
	        
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