416
Wohngebäude.
unteres Ende mit dem Deckel des eisernen, leicht auswechselbaren Kehricht
behälters verbunden ist, während der obere Teil behufs Abzug der Gase
über Dach geführt werden muß. Die Einwurftrichter in den einzelnen
Geschossen sind mittels Klappen verschließbar einzurichten.
Schließlich haben wir noch die für Stallungen und Futterkammern
vorgeschriebenen Maßnahmen zu erwähnen. Diese Räume sind mittels
feuersicherer Decken gegen die darüberliegenden Räume möglichst dicht
abzuschließen und mit entsprechenden Dunstabzügen zu versehen. Die
Fußböden, Wandverkleidungen, Abzugskanäle etc. sind derart herzustellen,
daß eine Infiltration des Bodens und der Wände vermieden werde. Fenster
gegen die Straße sind mit bleibendem, luftdichtem Verschluß zu versehen,
demnach als Ventilationen nicht zu benützen.
Nachdem wir nun die für alle Wohnhäuser
unserer Stadt in gleichem Maße wichtigen Be
stimmungen in den Hauptpunkten kennen gelernt
haben, erübrigt noch, uns über die Art des Ein
flusses der sozialen und lokalen Verhältnisse auf
die Gestaltung des Hauses Klarheit zu verschaffen.
Die sozialen Verhält nisse der Bewohner
kommen in ihren Wohnungsbedürfnissen zum
Ausdrucke, sie geben die Basis für die Zahl,
Größe, Gruppierung und Ausstattung der Woh
nungsbestandteile. Unser städtisches Wohnhaus
bildet das Mittelglied zwischen dem nur einer
begüterten Familie Raum bietenden Palais und
dem zur Unterbringung einer möglichst großen
Zahl von Menschen auf kleinstem Raume be
stimmten Miethause letzter Kategorie. Für die vor
liegende Betrachtung sind die Lebensbedingungen
des Mittelstandes maßgebend, der genötigt ist,
sein Heim in fremdem Hause aufzuschlagen. Als
Minimum der Forderungen können wir zwei bis
drei Wohnräume mit Vorzimmer, Küche, Magd
kammer und Klosett annehmen. Daß durch An
reihung von weiteren Wohnräumen, sowie von
Bad, Garderobe, Vorratskammern etc. die mannig
fachsten Bereicherungen und Kombinationen ein-
treten können, liegt in der Natur der Sache, und
wir nähern uns mit der Steigerung dem reichen
Einfamilienhause, dem Palais. Vielfach sind, den
unterschiedlichen Anforderungen Rechnung tra
gend, in ein und demselben Objekte Wohnungen
verschiedener Größe in der Weise untergebracht,
daß in den unteren Stockwerken eine oder wenige
große, in den oberen mehrere kleine Wohnungen
Platz finden.
Abb.640. Schnitt des Bognerhauses, I., Bognergasse 3. 1 :300. rw i„i t \r i. •• i, • • ,
Der Einfluß der lokalen Verhältnisse ist
der Hauptsache nach gegeben in der Situation
des Objektes bezüglich der dasselbe begrenzenden öffentlichen Verkehrswege. Je nach Zahl
und Stellung der den Straßen zugewendeten Hausfronten haben wir Eckhäuser (zwei oder
mehr zusammenhängende Straßenfronten) und Mittelhäuser (mit nur einer oder zwei getrennten
Straßenfronten) zu unterscheiden. Einzelnstehende Objekte sind bei der Straßenführung einer
großen Stadt höchst selten, doch können wir als solche die Gruppenbauten auffassen welche
ein architektonisch einheitlich durchgebildetes Objekt darstellen.
Wir wollen nun einige für die Entwicklung des Wohnhausbaues während der letzten
vier Jahrzehnte charakteristiscüe Beispiele anführen.