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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 2: Hochbau und Architektur, Plastik und Kunstsammlungen

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Wohngebäude. 
unteres Ende mit dem Deckel des eisernen, leicht auswechselbaren Kehricht 
behälters verbunden ist, während der obere Teil behufs Abzug der Gase 
über Dach geführt werden muß. Die Einwurftrichter in den einzelnen 
Geschossen sind mittels Klappen verschließbar einzurichten. 
Schließlich haben wir noch die für Stallungen und Futterkammern 
vorgeschriebenen Maßnahmen zu erwähnen. Diese Räume sind mittels 
feuersicherer Decken gegen die darüberliegenden Räume möglichst dicht 
abzuschließen und mit entsprechenden Dunstabzügen zu versehen. Die 
Fußböden, Wandverkleidungen, Abzugskanäle etc. sind derart herzustellen, 
daß eine Infiltration des Bodens und der Wände vermieden werde. Fenster 
gegen die Straße sind mit bleibendem, luftdichtem Verschluß zu versehen, 
demnach als Ventilationen nicht zu benützen. 
Nachdem wir nun die für alle Wohnhäuser 
unserer Stadt in gleichem Maße wichtigen Be 
stimmungen in den Hauptpunkten kennen gelernt 
haben, erübrigt noch, uns über die Art des Ein 
flusses der sozialen und lokalen Verhältnisse auf 
die Gestaltung des Hauses Klarheit zu verschaffen. 
Die sozialen Verhält nisse der Bewohner 
kommen in ihren Wohnungsbedürfnissen zum 
Ausdrucke, sie geben die Basis für die Zahl, 
Größe, Gruppierung und Ausstattung der Woh 
nungsbestandteile. Unser städtisches Wohnhaus 
bildet das Mittelglied zwischen dem nur einer 
begüterten Familie Raum bietenden Palais und 
dem zur Unterbringung einer möglichst großen 
Zahl von Menschen auf kleinstem Raume be 
stimmten Miethause letzter Kategorie. Für die vor 
liegende Betrachtung sind die Lebensbedingungen 
des Mittelstandes maßgebend, der genötigt ist, 
sein Heim in fremdem Hause aufzuschlagen. Als 
Minimum der Forderungen können wir zwei bis 
drei Wohnräume mit Vorzimmer, Küche, Magd 
kammer und Klosett annehmen. Daß durch An 
reihung von weiteren Wohnräumen, sowie von 
Bad, Garderobe, Vorratskammern etc. die mannig 
fachsten Bereicherungen und Kombinationen ein- 
treten können, liegt in der Natur der Sache, und 
wir nähern uns mit der Steigerung dem reichen 
Einfamilienhause, dem Palais. Vielfach sind, den 
unterschiedlichen Anforderungen Rechnung tra 
gend, in ein und demselben Objekte Wohnungen 
verschiedener Größe in der Weise untergebracht, 
daß in den unteren Stockwerken eine oder wenige 
große, in den oberen mehrere kleine Wohnungen 
Platz finden. 
Abb.640. Schnitt des Bognerhauses, I., Bognergasse 3. 1 :300. rw i„i t \r i. •• i, • • , 
Der Einfluß der lokalen Verhältnisse ist 
der Hauptsache nach gegeben in der Situation 
des Objektes bezüglich der dasselbe begrenzenden öffentlichen Verkehrswege. Je nach Zahl 
und Stellung der den Straßen zugewendeten Hausfronten haben wir Eckhäuser (zwei oder 
mehr zusammenhängende Straßenfronten) und Mittelhäuser (mit nur einer oder zwei getrennten 
Straßenfronten) zu unterscheiden. Einzelnstehende Objekte sind bei der Straßenführung einer 
großen Stadt höchst selten, doch können wir als solche die Gruppenbauten auffassen welche 
ein architektonisch einheitlich durchgebildetes Objekt darstellen. 
Wir wollen nun einige für die Entwicklung des Wohnhausbaues während der letzten 
vier Jahrzehnte charakteristiscüe Beispiele anführen.
	        
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