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Gebäude für Kultuszwecke.
Grundriß nach dem Muster von Borrominis S. Ivo della Sapienza (1599—1669). Äußeres:
Ein Oblongum mit Dachgeschossen in griechischem Kreuz, dessen Vierung eine Kuppel
markiert, nach dem Vorbilde umbrischer Kirchen, z. B. Sta. Maria nuova in Cortona.
Pfarrkirche des hl. Ägidius in Gumpendorf,
VI. Bezirk (Abb. 71).
Erbaut von der Grundherrschaft, dem Schotten
stift. Baubeginn 1765. Einweihung 19. März 1770. Bau
meister Josef Raimund. An Stelle des Hauptaltarblattes
von Josef Abel ursprünglich ein Fresko von Anton
Maulbertsch, das als zu weltlich befunden wurde. Andere
Altarbilder: hl. Josef, hl. Anna, die unbefleckte Emp
fängnis, Taufe Christi und hl. Cäcilia von Joh. Mart.
Schmidt („Kremser Schmidt“), Christus am Kreuze von
Josef Redl (über zwei Bilder aus der Schwarzspanier
kirche siehe diese). Statue des Apostelfürsten von Jos.
Klieber. Restauriert 1890.
Im Grundriß Anlehnung an die Anlage
von St. Peter. Dreigeschossige niederländische
Fassade.
Pfarrkirche zum hl. Josef, V. Bezirk (Abb. 72).
Erbaut 1765—1769. BaumeisterDuschinger. Haupt
altarbild von Martin Altomonte, Seitenaltäre: hl. The
resia, hl. Anna von J. Auerbach, hl. Leonhard von Ant.
Maulbertsch, hl. Margareta von F. Büchner.
Im Grundriß Anlehnung an das Schema der
gleichzeitigen protestantischen Predigtkirchen
Norddeutschlands. Nüchterne, glatte Fassade mit
einem Turm und einem „stilgerecht“ gestalteten
Portalvorbau neuesten Datums.
Abb. 94. Johanneskapelle im II. Bezirke.
Pfarrkirche des hl. Laurenz, VII. Bezirk (Abb. 73).
Erbaut 1784—1786. Baumeister Andreas Zach. Auf dem von Henrici erbauten Hochaltar das Bild des
Titelheiligen von P. von Strudel. Andere Bilder: hl. Josef und unbefleckte Empfängnis von Paul Troger.
Bleigruppe der Grablegung Christi von J. Prokop.
Im Grundriß (wie die Margaretener Kirche) verwandt mit den protestantischen Predigt
kirchen, bis auf den Chor, der an jenen von St. Ulrich erinnert Dreigeschossige niederlän
dische Fassade mit römischen Anklängen, ein Turm.
Waisenhauskirche zu Mariä Geburt, III. Bezirk (Abb. 74, 97, 98).
Erbaut unter der Kaiserin Maria Theresia in dem von ihr gegründeten Waisenhause 1768. Architekt:
Leopold Großmann. Restauriert 1869 und 1892. Hochaltarbild von Anton Maulbertsch; andere Altarbilder:
Tod der Maria und hl. Theresia von Martin Altomonte, Mariä Heimsuchung von J. Auerbach.
Sogenanntes Vorarlberger Grundrißschema. Im Inneren flachbogige Pfeilerarkaden und Em
poren, Statuen und Konsolen. Rückwirkung der Gotik. Zweigeschossige niederländische Fassade
Pfarrkirche zu Inzersdorf.
An Stelle der 1817 gänzlich zerstörten alten Kirche 1818—1819 neu gebaut. 1846 erweitert.
Rotunde mit Altarapsis und Vorgesetztem reliefgeschmücktem Portikus sowie freistehendem
Kampanile. Klassizismus Oberitaliens.
Was das Innere der Wiener Barockkirchen betrifft, so wäre zu bemerken, daß die
paar römischen Kirchen, welche Emporen besitzen, später als die ältesten mit Emporen aus
gestatteten Wiener Barockkirchen entstanden sind. Etwas älteren Datums wie letztere sind hin
gegen die mit Oratorien ausgestatteten Bauten des oben schon erwähnten Barnabitenpaters
Giovanni Ambrogio Magenta in Bologna. Ein Studium der später als die Kirchen selbst entstan-