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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 2. Abtheilung: Niederösterreich

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stark gewölbt, die Unterkiefer zuriickmeichend, die Zahiistellmig schief. Ähnliche Merkmale 
zeigen aber auch die heute noch lebenden tief stehenden Racen, ja selbst einzelne Individuen 
unter den Culturvölkern, so daß ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen den damaligen 
Menschenracen und den jetzigen doch nicht festgestellt werden kann. Es waren weder 
Riesen, noch Zwerge, noch auch affenartige Halbmenschen, wie man anfänglich zu finden 
glaubte, wie sie aber bis jetzt noch nicht gefunden wurden. 
Weit deutlicher als zur Periode des Mammuth in den Lößterrassen tritt uns das 
menschliche Schaffen und der Mensch selbst in den späteren Perioden besonders in den 
Höhlenfunden entgegen, welche der Renthierzeit angehören und uns 
bereits weit näher gerückt sind. Nicht sehr erhöht über Krems, unter der 
malerischen Ruine Hartenstein, eröffnet sich eine Höhle in die steil 
abfallende Felswand. Mit sehr zahlreichen Renthier- und Pferdeknochen 
fanden sich hier förmliche Herdplätze mit reichen Aschenlagern, worin 
zugeschärfte Feuersteinsplitter und mannigfache Knocheninstrumente mit 
zerschlagenen Thierknochen bunt gemengt durcheinander lagen. Unter dieser 
Culturschichte lag Höhlenlehm ohne irgendwelche Einschlüsse und unter 
diesem Lehm erst wieder eine andere Schichte mit unversehrten Knochen 
von Hyäne, Wolf, Mammuth und Rhinoceros, welche alle der früher 
erwähnten diluvialen Epoche angehörten und der hier beschriebenen 
Renthierperiode offenbar vorangingen. 
Die Pfeilspitzen aus Bergkrystall verrathen schon eine sehr sorgsame 
Arbeit. Nicht minder charakteristisch sind die Feuersteine zu scharfen 
Messerchen oder Bohrern zugehauen. Mit diesen sind die Knochenpfriemen, 
Meißel und Nadeln und die sonstigen Geräthe aus Geweihstücken heraus- 
Feucrsteinmesier aus geschabt worden, UNI dann schließlich aus Gneißgeschieben, welche sich 
ebenfalls vorfanden, vollends zugeschärft und geglättet zu werden. Nur 
an einem Geweihstücke, welches dem Renthier angehörte, ersehen wir zum Theil die Art 
der vvrbeschriebenen Arbeit. Hier wurde eine ovale Öffnung sorgsam ausgeschnitten, die 
Augensprosse abgetrennt und ein Stück ans dem Querschnitte der Stange ausgesägt. Nicht 
selten ist diese Technik besonders in den Moorfunden aus Württemberg, an den zahlreichen 
halb vollendeten Stücken erkennbar. Interessanter noch ist die kleine Pfeife, die, wenn 
wirklich aus derselben Schichte stammend, gewiß zu den ersten Musikinstrumenten gezählt 
werden muß. Das für uns wichtigste Stück ans der Gudenushöhle, wie sie der Entdecker 
genannt, bleibt aber der mit Einkerbungen und Ritzungen versehene Röhrenknochen. Mit 
etwas Nachhilfe unserer Phantasie ist der flüchtige Entwurf eines Renthieres darauf 
erkennbar. Allerdings würde Niemand dieser Zeichnung ein großes Gewicht beilegen, wenn
	        
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