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den römischen Provinzen; in diese Zeit fällt die Anfnahme der Töpferscheibe und der
rotirenden Handmühle. Doch erhalten sich manche Prodnete einheimischer Betriebsamkeit
unabhängig von der Einwirkung römischer Borbilder, wie dies die Funde aus der
Völkerwanderungszeit bezeugen, von denen einer bei Tulln und ein zweiter bei Groß«
Harras erwähnenswerth ist.
Aus der Römerzeit.
Wenn wir nun einen Blick auf die Zeit der römischen Herrschaft in Niederösterreich
selbst werfen wollen, welche sich in jenen Quadenverschanzungen durch römische Objecte
schon bemerkbar gemacht hat, so müssen wir wieder die Donau überschreiten, die Jahr
hunderte lang das Land in zwei wesentlich verschiedene Cnltnrgebiete trennte. Dieser
Strom bildete ja die natürliche Grenze des römischen Weltreiches gegen Norden, jenseits
war freies Germanenland. Bon Niederösterreich gehörten nur die diesseitigen Theile ober
und unter dem Wienerwalde der römischen Herrschaft an und nur sie kommen, wo es sich
um römische Fundobjeete handelt, in Betracht. Für die Entwicklung, der sie unter den
neuen Herren zngeführt wurden, war die Aufgabe bestimmend, welche letzteren selbst an
der Donau zufiel: die Behauptung der eben erworbenen natürlichen Reichsgrenze gegen
über den Angriffen der jenseitigen Germanen. Die militärische Defensive war es daher,
welche von nun an das eigentlich gestaltende Princip für die Verhältnisse an der Donau
bildete und alle Äußerungen des Römerthums daselbst bedingte und beherrschte.
Nach seiner Bodenbeschaffenheit und nach der Gestaltung des jenseitigen Users
hatte der Theil unter dem Wienerwaldc eine weit größere Bedeutung für diese Aufgabe
als der obere, daher nahm in ihnen beiden die Entwicklung des Römerthnms einen
ungleichen Gang und erreichte verschiedene Stufen. Im unteren Theile lag eine größere
Trnppenmenge, er wurde frühzeitig von Noricum abgetrennt und der streng militärisch
organisirten Nachbarprovinz Pannonien einverleibt, er theilte deren reichere», über
wiegend römisches Leben, das heimische Element wurde in den Stromgegenden verdrängt,
die Erinnerung an historisch bedeutsame Tage hat sich hier erhalten. Im oberen Theile
dagegen trat das bürgerliche Leben und in diesem das heimische Wesen kräftiger hervor,
ohne jedoch die Grenzen einer blos localen Geltung zu überschreiten oder gar einen
Einfluß aus den Gang der Ereignisse ausznüben.
Unterhalb des Kahlenberges eröffnete sich eine der schwierigsten stellen der
römischen Reichsgrcnze, die Dvnaustrecke längs des Marchfeldes und der ^chuttmselu.
Alle Angriffe der feindlichen Stämme in diesem Bereiche richteten sich ans den norischen
Ort Carnuntum «Petronell und Deutsch-Altenbnrg), der etwa in der Mitte der genannten