168
-r.cr römische König Ferdinand hatte die Ursachen der kirchlichen Bewegnng richtig
erkannt; ihn beseelte daher vor Allem das Streben, den Clerus zu bessern, die neue
Lehre durch die erneuerte Kirche zu bekämpfen. Im December 1550 wendete er sich
Persönlich au den Lüfter des kurz zuvor entstandenen Jesuitenordens, an Ignatius von
Loyola, der zwölf Genossen schickte, die Ende Mai 1551 in Wien ankamen. Damals
begannen die Visitationen der Klöster durch den sogenannten „Klosterrath", eine eben
eingesetzte Behörde, die bald alle geistlichen Angelegenheiten der Katholiken regelte und
leitete. Die Maßregeln gegen die Protestanten, denen Ferdinand anfangs ziemlich mild
begegnete, wurden wieder verschärft. Am 20. Februar 1554 erschien das Verbot, die
Communion unter beiden Gestalten zu reichen, doch wurde 1556 nach den Verhandlungen
des Ausschußlandtages zu Wien dies wieder unter der Bedingung gestattet, daß die
stände sich keiner weiteren Neuerung schuldig machen und die Protestantischen Prediger
aufhören, öffentlich zu predigen. Wiederholt wies Ferdinand aus innerer Überzeugung die
Forderungen der protestantischen Stände zurück. Sein Sohn und Nachfolger Maximilian!!,
hingegen suchte seine aus der Jugendzeit stammende und durch den Verkehr mit Protestanten
genährte Neigung mit der Staatsklugheit in Einklang zu bringen und eine Versöhnung
der Parteien anzubahnen, ohne jedoch greifbare Erfolge zu erreichen; oft mußte er auf
den Landtagen den protestantischen Ständen schon um der Türkengelder willen nachgeben,
daher unter ihm der Protestantismus bedeutend um sich griff. Während zu Ferdinands
Zeiten der Protestantische Gottesdienst nur geheim gehalten wurde und geduldet war,
durften die protestantischen Stände seit 18. August 1568 unter Zusicherung gewisser
Bedingungen die Augsburgische Confession von 1530 auf ihren Burgen und Schlössern frei
ausuben, welches Zugeständniß Maximilian II. aber bald darnach, am 14. Jänner 1571,
auf den Herren- und Ritterstand einschränkte.
Gegenüber dem unentschiedenen, schwankenden Verhalten Maximilians verfocht
Kaiser Rudolfs II. Bruder und Statthalter in Niederösterreich, Erzherzog Ernst, der ein
glaubensstrenger Katholik war, mit starker Hand und zielbewußter Energie die
katholische Sache.
Zu jener Zeit stand der Protestantisinus in Niederösterreich auf seiner Höhe.
Er zahlte unter dem Adel und den Ständen zahlreiche Anhänger, hatte lateinische Schulen
in Wien, Loosdors, Stein und Feldsberg, und in den Kapellen der Schlösser und Burgen
wie auch in vielen Pfarrkirchen predigten Pastoren und Prädicanten, die der Mehrzahl
nach aus dem Reiche hereingekommeu waren. Innerhalb dieser Prädicantenkreise und
Gemeinden gährte es wohl gewaltig und spukte der slaccianische Kirchenstreit, den
Di. Lucas Bacmeister aus Rostock durch Besprechungen über Schule und Kirche wie auch
durch Visitationen und Streitschriften zu unterdrücken sich bemühte.