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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 2. Abtheilung: Niederösterreich

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Verluste möglich wurde. Der Wien-Schönbrunuer Friede, „der schwerste, opferreichste, 
den Österreich je geschlossen", beendete das blutige Drama von 1809. 
Eine große Ernüchterung folgte der früheren Begeisterung und die finanzielle 
Katastrophe („der Bancozettel-Sturz"), verkündet mit Patent vom 20. Februar 1811, 
wodurch die in großer Zahl cnrsirenden Bancozettel auf ein Fünftel ihres Nennwerthes 
herabgesetzt wurden, vermehrte noch die durch das Darniederliegen vonHandel und Gewerbe, 
durch hohe Steuern und Kriegslasten ohnedies schon in weiten Schichten der Bevölkerung 
herrschende Verarmung. Und wie schwer war überdies Niederösterreich im letzten 
Kriege heimgesucht worden! Noch lasteten die Folgen massenhafter Einquartierungen und 
gräulicher Verwüstungen im Marchfelde wie auch die große Kriegscontribution gewaltig 
auf dem Lande. 
Es ist nicht unsere Aufgabe, in die Details weiter einzugehen oder noch Einiges 
aus der Geschichte vor und nach dem Wiener Congresse darzulegen. Aber kurz muß noch 
hervorgehoben werden, wie Niederösterreich in den langen Friedensjahren nach demselben 
sich allmälig erholte, wie einzelne Zweige materieller Cultur zu schöner Blüte gediehen. 
Kaiser Franz, der Freund des Bürgers und des Bauers, des Fleißes und der 
ehrlichen Strebsamkeit und Tüchtigkeit in diesen Volkskrcisen, nahm den lebhaftesten 
Antheil an solchem Aufschwünge und erfreute sich an Allem, was das materielle Wohl 
befinden hob und verbesserte. Alles, was dahin zielte, Alles, was daraus erwuchs, kanu so 
recht als die Signatur von Land und Volk in Niederösterreich angesehen werden, daher 
war auch „der gute Kaiser Frauz", der dem Geringsten seiner Unterthanen „Zutritt und 
Gehör gewährte", im Andenken des niederösterreichischen Volkes so hoch gehalten. 
Von der Wiener Industrie abgesehen, fanden auch auf dem Lande verschiedene 
Industriezweige ihre Pflege, sei es weil man die vorhandene Wasserkraft und den Holz 
reichthum ausgiebiger denn früher verwerthete (für Spinnerei, Weberei, Färberei), 
besonders in der Eisenindustrie (Walzblech, Feilen, Nadeln, vor Allem jedoch Sensen, 
Sicheln und Strohmesser) in Neubruck bei Scheibbs und in St. Egydi am Neuwalde, sei 
es weil an verschiedenen Punkten die wirthschaftliche Lage der Bevölkerung oder die 
geringere Ertragfähigkeit des Bodens dafür günstig war. 
Zur Belebung des Handels und des Verkehrs wurden wichtige Straßenzüge eröffnet, 
für die Landwirtschaft Ackerbauschulen und, um ein tüchtiges Forstpersonal heranzubilden, 
1813 die Forstlehranstalt Mariabrunn eingerichtet. 
Mit dem Tode des Kaisers Franz erfuhren die Bestrebungen und Erfolge auf diesen 
Gebieten der Cultur zwar keine Unterbrechung, aber der gemüthliche Zug, wie er früher 
in den betreffenden Regiernngshandlnngen die Absichten des Kaisers wiederspiegelte, 
entschwand, wogegen ein steif bnreankratisches Wesen in den Kanzleien zur Geltung kam.
	        
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