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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 2. Abtheilung: Niederösterreich

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hochstämmigen Buchenforsten denselben Typus an, den wir nördlich der Wien kennen 
lernten; auf seinen höheren Kuppen beginnen einzelne Tannen und steile Kuppen der Land 
schaft das Gepräge des südlichen Wienerwaldes zu geben, und in den östlichsten Theilen, im 
sogenannten Lainzer Revier, finden wir einen aus mehr oder weniger verkrüppelten Eichen 
bestehenden Forst, dessen Aussehen an keinen anderen Wald unseres Gebietes, sondern 
ganz und gar an manche Gegenden des Leithagebirges bei Bruck erinnert. 
Eine Fahrt durch den Thiergarten aus dem Wienthal beim Auhof herein gehört zu 
den schönsten Ausflügen. Zwischen den herrlichen Bäumen, uralten, eigens zur Zierde 
erhaltenen Eichen und hochstämmigen Buchen neben dem Thore dringen wir ein, dann 
geht es über die sogenannte Bischofswiese weiter, beim Johannser Kogl, einem durch 
riesige Eichen geschmückten Hügel, an dem reizenden Thalkessel des Hittgrabenstadels 
vorbei, auf steilem Berghange empor zum Jägerhause am Hirschgestemm, von da durch 
herrliche Buchenforste, dann über Wiesen hinab, über einen klaren Quellbach am 
sogenannten Schlossergassel, einem mit Eichen bewachsenen niederen Bergrücken vorbei 
über die große Dorotheerwiese, wieder durch Wald hinaus auf die größte aller der 
Thiergartenwiesen, die sogenannte Penzingerwiese, an deren Saume sich jetzt die in den 
letzten Jahren erbaute neue Villa der Kaiserin erhebt. Ein Teich und einzelne kolossale 
Bäume schmücken diese in der That imposant große Rasenfläche; durch einen ganz ebenen, 
eigentlich unschönen Eichenwald gelangen wir nun wieder zur Mauer und zum Lainzer 
Thor, das nur wenige Minuten vom Dorfe Speising entfernt liegt. 
Die eben geschilderte gut fahrbare Straße beschreibt einen weiten Bogen durch alle 
drei Reviere des Thiergartens und gewährt einen flüchtigen Überblick. Um aber diesen, 
wie ich glaube, in landschaftlicher Beziehung schönsten Wildpark Europas genauer kennen 
zu lernen, muß man zu Fuß die vielen Thäler und Schluchten, die kleinen Waldwiesen 
mit den traulich gelegenen Jägerhäusern, die steilen Hänge, die fast undurchdringlichen 
Junghölzer, die hohen Kuppen mit den uralten Wettertannen und die vielen, herrliche 
Fernsichten gewährenden Bergspitzen aufsuchen. 
Am östlichen Abhange des Thiergartens liegt ans einem runden Hügel die 
sogenannte Baderwiese, welche als der schönste Aussichtspunkt des Parkes gilt; der Über 
blick ist beiläufig derselbe wie der von der Spitze des Kahlenberges ans, nur liegt Wien 
weiter, hingegen erspäht man bei reinem Wetter am Hundsheimerberg vorbei das Schloß 
von Preßburg. Noch interessanter ist die Fernsicht, die sich vom Hornauskogl (514 Meter), 
dem höchsten Punkt des Thiergartens, aus entrollt. Über die vorgelagerten Kuppen und 
Hügel hinüber sieht man gegen Wien und in das Marchfeld, durch ein Thal hinaus gar 
weit in die südlichen Gegenden des Wiener Beckens und nach dem Leithagebirge; was aber 
den wahren Genuß dieses einzig schönen Platzes begründet, ist der Blick über alle die immer
	        
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