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und beherrscht in seiner isolirten Stellung ans offenem Felde nach allen Seiten weithin
die Gegend. Das Bauwerk war als vierfrontiges Bogenthor über der Kreuznngsstelle
zweier Straßen errichtet, bestand demnach aus vier Pfeilern, die untereinander durch
Tonnengewölbe, über dem Kreuzungsvierecke der Straßen aber durch ein Kreuzgewölbe
verbunden waren. Unsere Abbildung zeigt die Ruine in ihrem gegenwärtigen Zustande.
Nur zwei Pfeiler ragen noch über den Feldbodcn empor und lassen mit den, erhaltenen
Ziegelgewölbe und den Gewölbeansätzen die ursprügliche Gesammtform erkennen, während
die äußere Bekleidung des aus Quadern und Gußwerk bestehenden Kernes des Baues
heute verschwunden ist. Ein großes Stück festen Gußwerkes liegt zur Seite des Thores,
das in seiner mächtigen Ausdehnung als ein werthvoller Rest römischer Monumental-'
aichillktnr und lömischer Größe in nuferem üande bezeichnet werden muß.
Ältere kirchliche Baudenkmale.
Niederösterreich ist mit kirchlichen Baudenkmalen aus älterer Zeit reich ausgestattet
und viele derselben sind von ganz hervorragender Bedeutung.
Der romanische Stil mit seinen würdigen ernsten Formen, mit seiner basiliealen
Krrchenanlage kam in Niederösterreich erst nach Beginn des XI. Jahrhunderts zur Geltung,
behauptete sich aber alsdann bis zur Mitte des XIII. Jahrhunderts. Während dieser
zweieinhalb Jahrhunderte machte er auch hier die ihm eigenen Entwicklungsstadien und
Wandlungen durch. Kirchliche Bauwerke ans der ersten Zeit dieses Stiles, die sich durch
schwerfällige Anlage, massige Formen und einfache Decorativn charakterisiren, kennen wir
wenige. Vor allen ist als hierher gehörig zu nennen, abgesehen von einigen Resten an der
Pfarrkirche zu Petronell und der schmucklosen Kirche zu Maiersdorf, die kleine, einschiffige
Pfarrkirche zu Wildnngsmaner mit ihrem viereckigen Chorraume und ansgeschmückt mit
eigenthiimlich gebildeten Gewölbegnrtenevnsolen.
Der romanische Stil des XII. Jahrhunderts, der in unseren Gegenden während
desselben in seine Blütezeit trat, kennzeichnet seine Kirchenbauten, abgehend von den
bisherigen derben Gestaltungen, als weit zierlichere und großartig angelegte Schöpfungen.
Als dieser Zeit angehörend müssen wir zunächst zwei mächtige Bauten hervorheben, die
wenngleich noch bestehend, doch zum größten Theile durch späteres Mauerwerk verdeckt
sind. Es sind dies die Stiftskirchen zu St. Pölten und Klosterneuburg. Die erstere, jetzt
Tvnrkirche, aus der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts stammend und 1150 geweiht,
war eine Pfeilerbasilica ohne Querschiff mit erhöhtem Mittelschiffe und zweithürmiger
Anlage an der Fa^ade, mit halbrunder Hauptapsis und zwei Nebenapsiden, davon die
rechtseitige noch in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten ist. Die zwischen 1114