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Als eine Besonderheit des romanischen Stiles, ebenfalls alle seine Wandlungen
mitmachend, haben wir der in Niederösterreich heute noch in bedeutender Zahl vor-
kvmmenden Karner und Taufkapellen zu gedenken. Die ersteren charakterisireu sich durch
die Anlage eines BeinhauseS, einer Uuterkirche, darüber die eigentliche Kapelle sich befindet,
die letzteren entbehren dieses unteren Raumes und sind im Ganzen großer angelegt. Diese
Kapellen beider Arten bestehen aus einem kreisrunden, in späteren Zeiten des romanischen
Stiles aus einem Polygonen Centralraum, an welchen sich ein halbrunder Ausbau für
den Altar anschließt. Lolche ursprünglich mit steinernen Kegeldachern versehene Rund
bauten finden wir in Petronell, Scheiblingkirchen, St. Lorenzen bei Markersdorf (Tauf
kapellen), dann zu Mödling, Deutsch-Altenburg, Hamburg, zu Pnlkan, Pottenstein,
Kuenring, Mistelbach, Hadersdorf am Kamp und zu Tulln (Karner), letzterer ist der
prachtvollste von allen, außen im Eilfeck angelegt, innen rund, mit reicher Ornamentik an
den Capitälen und Wänden.
Wir gelangen nun in jene hochwichtige Zeit, in welcher der herrliche gothische Stil
seine großartigen Neuerungen in allen Richtungen der Kunst, vornehmlich aber in der
Architektur zur allgemeinen Geltung brachte und während nahezu drei Jahrhunderten auch
bei uns die baulichen Schöpfungen beherrschte. Als letztes Nachklingen der Übergangszeit,
aber schon mit dem ausgesprochenen Übergewichte des gothischen Stileinflusses besteht in
Tie Pfarrkirche und Rundkapelle in Tcntsch-Alienburg.