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zerborsten die starke», ziniienbekröuteil, epheuumrankten Gemäuer, und über de» Schutt
vv» Jahrhunderten breite» sich grüne, mvvsige Matten und dichtes Buschwerk ans. Nur
hier und da hat ei» hvchsinuiger Schloßherr dafür gesorgt, daß die Zerstörung nicht
weiter greife.
Die unschätzbare» topographischen Werke Merians und Nischers ans den Jahren
1649 und 1672 über die Schlösser Niederösterreichs enthalten Abbildungen der alten
Burgen; allein diese Bilder gewähren uns doch selten einen klaren Einblick in die
Coneeptivn der Bauten. Grundpläne, welche uns die interessanten und oft vielverzweigten
Einzelheiten dieser Baudenkmale vergangener Zeiten entwickeln, wurden weder zur Zeit
de: beiden genannten Topographen, noch seither von einem Fachverständigen angefertigt
und der Öffentlichkeit übergeben. Noch ist es vielfach nicht zu spät, diese Arbeit nachznholen,
aber manchmal schon die letzte Stunde. Und so bieten wir hier zum ersten Male in aus
gedehnterer Weise die nach der Natur aufgenommenen Grundrisse der wichtigsten und
interessantesten alten Ritterburgen im Lande Niederösterreich. Da der Maßstab bei allen
der nämliche ist, so ist der Vergleich ihrer räumlichen Ausdehnung, ihrer Bedeutung
erleichtert.
Zweifellos verdanken manche unserer alten Burganlagen am rechten DonauUser
einem einst dort bestandenen römischen Castell ihre Entstehung. Die Art und Weise der
römischen Befestigung wurde im frühen Mittelalter bei Burgen wie bei Städten zum
Vvrlnlde genommen. Starke Umfassungsmauern — an deren Ecken gewaltige Thürme
vorsprangen -- nach der Innenseite ein Wallgang, außen tiefe, wassergefüllte Gräben:
die Eingangsthore durch Fallgitter verwahrt; in Mitte der Anlage ein stärkster Thurm
al^ letzte Zufluchtsstätte Prätvrium der Römer, Berchfried, Donjon des Mittel
alters alle diese Unordnungen behielt letzteres bei und bildete sie ans.
Waren die Burgen in den ersten Jahrhunderten nach der Völkerwanderung großen-
theilv aus Holz eonstinirt, so begannen doch schon im XI. Jahrhundert die Steinbauten.
Prachtburgen, wie sie andere Länder besitzen, gibt und gab es iu unserem Niederösterreich
nicht. Unser Land war ja der vorgeschobenste Posten gegen die feindlichen Völker im
Ssten. Allein trotz der Einfachheit der Mittel und der angewandten Motive verstanden
es die alten Baumeister doch, bei ihren Bauten mit spielender Leichtigkeit die wunder
barsten Effecte zu erzielen. Manche der alten Burgen sind indeß in großartiger Weise
angelegt und waren auch, wie die Reste zeigen, einst reich ausgestattet. Beispiele dafür
sind die Werke Hardegg, Rvsenbnrg, Rappottenstein, Seebenstein, Gars am Kamp,
Hainburg und Starhemberg.
Bei den landschaftlichen Schilderungen ans Niederösterreich haben wir ihres land
schaftlichen Reizes wegen von den letztgenannten als Landschaftsbilder gebracht: die