304
An den Donau-Ufern von Krems aufwärts finden sich noch Reminiscenzen an das
Mittelalter und die darauf folgende Renaisfancezeit. Da ist noch ein Schatz von Details,
wie: schöne Rauchfänge, Bogengänge rc. zu finden und hier gibt es auch manche
malerische Interieurs. Laubengänge sind noch in Wiener-Neustadt erhalten. Daß im
XVI. Jahrhundert die Facaden der Häuser bemalt oder mit Sgrafittodecorationen verziert
wurden, entnimmt man den vielen derartigen Überresten so in Eggenburg, Weitra,
Krems rc. Es waren ornamentale und figürliche Darstellungen. Auch Bibelsprüche, Sinn
sprüche und derb humoristische Dialoge findet man. Ein Beispiel dieser Häuserzierden
bringen wir im Bilde bei dem Aufsatze über die Entwicklung der Malerei und Plastik in
Niederösterreich.
Aus der Renaissance- und Barockzeit haben sich noch manche Bürgerhäuser, auch
Nathhausbanten, wenn auch von keiner hervorragenden Bedeutung erhalten.
Was die letzten anderthalb Jahrhunderte, bis vor Kurzem, an Bauten schufen, ist
zweifellos das Unbedeutendste von Allem. Doch muß zum Schlüsse betont werden, daß
heutzutage überall in Niederösterreich, Dank der allgemeinen Verbesserung des Geschmacks,
auch schon in den kleineren Städten und Orten eine bessere Bauweise Eingang findet.
Insbesondere auf diesem Gebiete macht sich der Einfluß der Reichshauptstadt
Wien auf das Auffälligste bemerkbar. Die Stilentwicklnngen, welche wir in den breiten
Straßen der Residenz auftauchen sehen, beeinflussen die Bauten in den Provinzstüdten,
und in Wohnhäusern, Villen und Fabriksanlagen tritt allerorts eine mehr oder minder
gelungene Copie jener Architektur entgegen, welche der baulichen Entwicklung Wiens in
jüngster Zeit einen so eigenthümlichen und auszeichnenden Charakter verliehen.