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aufsteigen. An der Jsper selber und an ihren Nebenbüchen zeigt das Bergland nur hier
und da einen jähen Aufsprung und wellt sich zumeist in schmalen und sanften Kämmen
aus und nieder; bei Martinsberg zum Weinsberger Walde hin und in der Niederung
bei Artstetten erscheint es in Flächenzügen.
Abgesehen von dem großen Thalzuge der Donau, welcher die südliche Basis des
Jspergebietes bildet, wird dieses von einem Thale durchquert, das unweit der Grenze bei
Pisching beginnt, am Ostrong vorbei über Pöggstall und Streitwiesen durch den „Bluter
graben" am Fuße des Jauerling führt und in den „Spitzergraben" ausmündet. Von diesem
zehnstündigen Thalzuge zweigen westlich das Seitenthal von der Mündung der Jsper bis
Pisching hinauf und östlich ein anderes von Moos an Weiten, Eitenthal und Leiben
vorüber bis Weiteneck ab.
Von kleineren Thalgründen oder „Gräben", mit denen sich der allen Thaleinschnitten
eigenthümliche liebliche Zauber verbindet, nennen wir noch das Höllthal bei Würnsdorf,
das Eichenthal und weiter nördlich das Thal von Hollerhof, Otzbach und Ranna. Die
überraschendsten landschaftlichen Effecte bieten die Thalausgänge zur Donau durch die
an ihren Ufern liegenden Klöster, Burgen und Dörfer.
Das Jspergebiet ist als rauh und unwirthlich verrufen, und dieser Ruf ist namentlich
für seinen nördlichen Theil nicht ganz unverdient; dennoch rechtfertigt sich dafür nicht die
frühere Schelmenbezeichnung: „Österreichisches Sibirien", und man könnte sich eine
Verbannung dahin immerhin gefallen lassen. Der klimatische Verruf trifft aber nicht den
südlichen Theil dieses Gebietes und recht eigentlich nur den weithin bewaldeten Norden
wie auch die engen Thaleinschnitte, durch die sich die Bäche zwischen Granit die Bahn
gerissen haben. Hier erleidet auch die Vegetation eine oft vierwöchentliche Verspätung, und
es kommt nicht selten vor, daß in einem „strengen" Jahre, zumeist wenn scharfe Ostwinde
Hausen, noch im Juli die Stuben geheizt werden müssen.
Die finstere Physiognomie des Jsperthales in seinem nördlichen Verlaufe wird durch
die Wald- und Moordämpfe und durch den „Höhenrauch" der Nebel verschuldet, die oft
Wochen- und monatelang nicht dem Tageslichte weichen. Ihr moroses Verweilen wäre noch
belanglos, wenn sich damit nicht ein großer Schaden und Nachtheil für die Forste verbände.
Die Fortsetzung des Greiner Waldes bildet der Weinsberger Wald — durch reichliche
Niederschläge das Sammelbecken für Quellen, die er weithinaus, wie den Kamp und die
Krems, als Bäche und Flüsse für das ganze Viertel ober dem Manhartsberg entsendet,
während die Sarming, Jsper und Weiten sich kurzen Laufes im Jspergebiete halten und
für dieses nach allen Richtungen ihre Mission erfüllen.
Die Jsper entspringt im Weinsberger Wald aus zwei Quellen, die zwei Stunden
auseinander liegen und erst nach achtstündigem Laufe als starke Bäche unweit vor der