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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Übersichtsband, 1. Abtheilung: Naturgeschichtlicher Theil

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Beskiden und dann entlang dem nördlichen Abfalle der Karpathen an die Quellen des Pruth 
und Czeremosz in das pokutische Hochgebirge. 
In verticaler Richtung stuft sich die baltische Flora in drei Regionen ab: 1. die 
untere Region, bezeichnet durch die Eichenmischwälder, 2. die mittlere Region, 
welche von der oberen Grenze der Eiche bis zur oberen Grenze des hochstämmigen Laub 
holzes überhaupt reicht, und 3. die obere Region, in welcher die Fichte als die 
herrschende Baumart erscheint und wo in den südlichen und mittleren Gauen auch die Lärche 
und Zirbelkiefer, Gebüsche aus Grünerlen und Bestände der Bruckenthalia auftreten. 
In jenen Gebirgsgegenden, wo über der baltischen Flora auch noch die alpine Flora folgt, 
greifen aus dieser zahlreiche Arten über und erscheinen dann gewöhnlich als untere 
Schichte oder auch als selbständige Bestände in die Lücken der Hochwälder eingeschoben. 
In keinem Florengebiete Österreich-Ungarns sind die klimatischen Verhältnisse der 
Entwicklung von Hochwäldern so günstig wie im baltischen. Die urwüchsige Vegetation 
bestand auch zweifellos vorwiegend aus Hochwald und nur untergeordnet aus Haide- und 
Moorformationen. Was man in Österreich-Ungarn als Urwald ansprechen kann, liegt 
auch durchwegs innerhalb der Grenzen des baltischen Florengebietes. Allerdings sind 
diese Urwälder heute schon sehr selten geworden. Abgesehen von einigen abgelegenen 
Beständen im Böhmerwalde und in den östlichen Karpathen, in welchen noch niemals die 
Axt erklungen, und abgesehen von einigen kleinen Bannwäldern im subalpinen Gau, 
welche zum Schutze gegen Lawinengefahr in ihrem ursprünglichen Zustande erhalten 
werden, sind alle urwüchsigen Wälder in Forste umgewandelt worden. Es wird ihr Holz 
nach verschiedenen, den örtlichen Verhältnissen entsprechenden Regeln ausgebeutet und 
deckt nicht nur den eigenen Bedarf, sondern auch jenen der benachbarten Florengebiete. 
Weite Gelände, über welche einst die Wipfel des Hochwaldes rauschten, sind aber auch 
längst in Wiese und Ackerland umgestaltet, und in manchen Bezirken ist der Hochwald jetzt 
so sehr znrückgedrängt, daß er kaum mehr den fünften Theil der Bodenflüche überkleidet. 
Bei der Auswahl der Strecken zu Feld- und Wiesenbau fiel das Augenmerk zunächst auf 
die Laubwälder der mittleren und unteren Region. In der letzteren war es der Eichenwald, 
der zuerst gerodet wurde, aber nicht etwa des größeren Werthes wegen, der dem Eichenholze 
zukommt, — da ja zu jener Zeit eine Holzverwerthung und Holzverfrachtung nach anderen 
Gebieten unthnnlich, zum eigenen Gebrauche aber das Nadelholz viel bequemer war ^ 
sondern mit Rücksicht aus den Umstand, daß der Eichenwaldboden im Bereiche der baltischen 
Flora den besten Getreideboden abgibt. Der Eichenwald setzt eine ganze Reihe anderer 
Pflanzengenerationen voraus, welche vorhergehen und für ihn den Boden zubereiten 
müssen. Durch diese früheren Pflanzengenerationen und durch den Eichenwald selbst wird 
dann im Verlaufe der Jahrhunderte das Erdreich nicht nur genügend mit Dammerde
	        
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