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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Übersichtsband, 1. Abtheilung: Naturgeschichtlicher Theil

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noch weniger bekannten Wildnisse und Hochgebirgsgegenden zu suchen. In Bezug auf jetzt 
stattfindende Standortsveränderungen der Säugethiere wurden bislang leider nur sehr 
spärliche Notizen registrirt, obwohl mehrere Arten der Fledermäuse und Nager genügende 
Beispiele bieten. Das Gleiche gilt übrigens auch von manch anderen Thierclassen, so 
namentlich von den Fischen; selbst in der marinen niederen Thierwelt wurden ähnliche 
Erscheinungen constatirt und deren Erklärung glücklich versucht. Ganz merkwürdig ist auch 
das plötzliche Verschwinden von Thieren, die längere oder kürzere Zeit in enormen 
Massen auftraten (Beispiele bieten unter anderen die mäuseartigen Nager), häufig sind 
verheerende Epidemien als Ursache nachweisbar wie bei den Krebsen. In einem Theile von 
Südungarn ist der Flußkrebs augenblicklich total ausgerottet. 
Wir müssen uns mit dem eben gegebenen Hinweise auf einige der bekanntesten 
Ursachen der fortwährenden Veränderungen in der Thierwelt begnügen und uns versagen, 
die normalen und abnormen Phänomene der Wanderung, des Zuges, Striches sowie die 
Beispiele plötzlicher Masseninvasion und Einschleppung fremder Arten ans der Geschichte 
der Thiergeographie in ihrer Bedeutung für die Zusammensetzung auch unserer Fauna hier 
weiter zu entwickeln, ebenso wie im Gegensätze zu dem vorhin Erörterten den günstigen 
Einfluß zu schildern, den die Cultur in mehrfacher Hinsicht ans die Thierwelt genommen 
durch Domestication und Racenbildung und durch Acclimatisation. 
Wenn wir nun im Nachstehenden den Versuch wagen, die Thierwelt der österreichisch- 
ungarischen Monarchie vom geographischen Standpunkte ans in Kürze zu betrachten, so 
erscheint es naheliegend, bei der Beurtheilung des Charakters der einzelnen Faunengebiete 
die Vertretung der Wirbelthierclassen in denselben zunächst ins Auge zu fassen; thatsächlich 
sind wir über einzelne Details der geographischen Verbreitung der Wirbelthiere weitaus am 
gründlichsten unterrichtet und die geringe Zahl der Zoologen, die sich überhaupt mit 
diesem Gegenstände befaßte, legte der Eintheilung unseres Planeten in zoogeographische 
„Regionen". „Subregionen", „Provinzen" und so weiter, die Thatsachen der Verbreitung 
der Wirbelthiere früherer Erdepochen im Zusammenhänge mit jenen der Jetztwelt haupt 
sächlich zu Grunde, und wie sich im Großen und Ganzen ergab, gelangte man durch dieses 
Vorgehen zuResultaten, die selten imWiderspruche standen mit den allerdings bescheideneren 
Erfahrungen über die geographische Vertheilung der niederen Formengruppen; endlich 
bieten die Wirbelthiere ja doch jene höheren Lebewesen, die ihrer physischen und geistigen 
Entwicklung zufolge am ehesten einer Landschaft ein auffälliges, specifisches Gepräge zu 
verleihen vermögen, und sie stehen uns ja doch selbst am nächsten! In zweiter Linie wird 
das interessante Heer der Arthropoden, namentlich die gestaltenreiche Classe derJnsecten und 
der zwar unscheinbarere, aber zoogeographisch überaus bedeutsame Kreis der Weichthiere, 
der Schnecken und Muscheln, weiter jener der Würmer und so fort in Frage zu ziehen sein.
	        
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