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Die Tiefebene am Dniester ist eine im Mittel 15 Kilometer breite Thatfläche,
die, allmälig sich verschmälerud, aus Podolien nach Galizien eindringt, bei Stanislan
stark versumpft ist und sich in den größeren Zuflußthälern ebenfalls mehr oder minder weit
aufwärts zieht.
Von den Waldkarpathen zieht nordostwärts zwischen San und Dniester eine niedrige
breite und flache Landschwelle, welche die europäische Hauptwasserscheide trägt, die Zufluß
gebiete der Weichsel und des Dniester trennt und im nördlichen Galizien mit der uralisch-
karpathischen Landhöhe zusammenfließt. Unter dieser aber versteht man einen ähnlichen
plateauartigen, nur noch viel breiteren Höhenzug, der nordwestlich streichend aus Rußland
kommt, dessen Masse bei Sandomier von der Weichsel durchbrochen wird und jenseits
derselben erst als polnischer Landrücken (Lysa Gora), dann unter verschiedenen anderen
Namen durch Deutschland hin bis zur Weser fortsetzt. In Galizien erheben sich die genannten
Landschwellen nur in wenigen Punkten über die dem Tieflande noch gestattete Höhengrenze.
Hydrographische Übersicht.
I. Das 2Neer.
Wie schon im Eingänge angedeutet, nimmt Österreich-Ungarn nur am adriatischeu
Meere theil, von dem es längs einer 2.234 Kilometer (301 geographische Meilen) langen
Küstenlinie bespült wird. Zwei größere und einige kleinere Meerbusen greifen in das Land
ein; die größeren sind der Golf von Triest und der Golf von Fiume, welch letzterer
auch der Quarnero genannt wird; zu den kleineren gehören: die Bucht von Salona,
derNarenta-Kanal und die fjordartig gestalteten hochromantischenBocche di Cattaro.
Zwischen dem Festlande und den vielen vorgelagerten (istrischen, kroatischen und
dalmatinischen) Inseln, sowie zwischen letzteren selbst kommt eine Zahl schmaler Durch
fahrten oder Meerengen vor, als deren wichtigste zu bezeichnen sind: der Canale della
Morlacca oder Morlacken-Kanal zwischen dem Festlande und den Inseln Veglia, Arbe
und Pago, derCanale delQuarnerolo zwischen eben diesen Inseln und den Inseln Cherso
und Lussin, die Kanäle von Zara, Brazza, Lesina, Curzola, Lagosta, Meleda und
Giupana. Weiter im Südosten von dem durch Felsmassen begrenzten und durch die Adria
bespülten, mit südlichem Zauber übergossenen Ragusa ab entbehrt das Festland der vor
liegenden größeren Inseln und Meereskanüle. — Einen seltenen landschaftlichen Reiz
gewährt die Gegend zwischen Gravosa und Ragusa.
Das Vorhandensein so vieler Kanäle und einer noch viel größeren Zahl von Inseln
auf engem Raume, die zerschnittene und klippige Beschaffenheit der Küsten und die