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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Übersichtsband, 2. Abtheilung: Geschichtlicher Theil

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diese» Kaiser» sei, während Ferdinand nur von einem Bruder desselben abstamme, uud auch 
Khlesel suchte die Wahl Ferdinands zum Nachfolger hinauszuschieben, angeblich um den 
eigenen Einfluh auf Matthia» zu behaupten. Doch wurden die spanischen Ansprüche durch 
Zugeständnisse anderer Art — namentlich durch die Zusage, daß im Falle des Erlöschens 
der männlichen Nachkommenschaft Ferdinands die männliche Nachkommenschaft Philipps 
succediren sollte — ausgewogen, so daß fortan Ferdinands Wahl auch von dieser Seite 
her Förderung fand. Hingegen wurde Khlesels Widerstreben vornehmlich 'durch die 
Bemühungen des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzogs Maximilian besiegt, der sich in 
selbstloser Weise für das Interesse des Gesammthauses thätig erwies. 
Andere Schwierigkeiten gingen von den Ständen aus, unter denen die beabsichtigte 
Erhebung Ferdinands, je nach dem religiösen Bekenntnisse, ebenso viele erwartungsvolle 
Freude als bange Besorgnisse wachrief. Aber auch diese Hindernisse wurden mit verhältniß- 
mäßig geringer Mühe beseitigt. Ferdinand wurde 1617 in Böhmen und 1618 in Ungarn 
als Thronfolger anerkannt und gekrönt. In Böhmen, wo die Krone seit 1526 im Hause 
Habsburg erblich, dieses Erbrecht aber jüngst durch die Wahl des Matthias zum König 
unterbrochen worden war, setzten es sogar die Kronräthe durch, daß gegen den Wunsch der 
eingeschüchterten Opposition Ferdinand nicht zum König gewählt, sondern als solcher 
„angenommen" wurde. In Ungarn fand zwar eine Wahl statt, zugleich aber gaben die 
Stände die wichtige „Erläuterung", daß man mit der Betonung des freien Wahlrechtes 
keine Ausschließung des Erzhauses beabsichtige, sondern stets auf die Mitglieder desselben 
die schuldige Rücksicht nehmen werde. 
Da war es die religiöse Frage, an der sich zunächst in Böhmen jener verheerende 
Brand entzünden sollte, der gar bald in furchtbarem Umsichgreifen die Nachbarländer erfaßte, 
das deutsche Reich zum Tummelplatz fremder Eroberer machte und dessen habsburgische 
Herrscher mit völligem Untergange bedrohte, zuletzt aber nach dreißigjährigem Wüthen, 
indem er das ständische Wesen und den Protestantismus Österreichs in seinem Schutte 
begrub, Raum schuf zu Vollendung dessen, wogegen sich alle Anstrengungen der Gegner 
vergebens gerichtet hatten, zur Aufführung des Gebäudes der modernen absoluten Monarchie. 
Die Leichtigkeit, mit der Kaiser Matthias die Anerkennung seines Vetters Ferdinand 
von Steiermark als König von Böhmen durchgesetzt hatte, ermuthigte die Krone und 
ihre Partei zu mehrfachen Verletzungen des rudolfinischen Majestätsbriefes und des im 
Anschlüsse an denselben zustande gebrachten „Vergleiches" zwischen den Ständen der beiden 
Bekenntnisse, welcher den Protestanten das Recht einräumte, auf den königlichen Gütern, 
zu denen man auch die geistlichen rechnete, Kirchen und Schulen zu erbauen. So wurde die 
von den Protestanten zu Braunau auf dem Gebiete des dortigen Klosters erbaute Kirche 
gesperrt, jene zu Klostergrab, einem dem Erzbischöfe von Prag gehörigen Städtchen, nieder-
	        
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