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gelangte er anderseits auch in den Besitz der angestrebten Kaiserkrone, so war damit zugleich
jene europäische Weltmonarchie hcrgestellt, mit deren Hilfe der Vernichtungskampf gegen den
Feind der Christenheit, die Türken, erfolgen sollte. Es war dies ein Gedanke, dessen Ver
wirklichung dem hochstrebenden Fürsten zwar versagt blieb, der aber wie ein Erbe ans die
Habsburger überging und unter Karl V. der Erfüllung nahe stand.
Um den Kaiser diesen Plänen geneigt zu machen, bot ihm Karl der Kühne für seinen
Sohn Maximilian die Hand seines einzigen Kindes, der Erbin von Burgund, Maria an.
Der Kaiser ging gern auf den für ihn so vortheilhaften Vorschlag ein. Zwar schieden von
einer persönlichen Zusammenkunft zu Trier der Kaiser und der Herzog als Feinde von
einander, aber die Heirat, zu der später Karl der Kühne seine Zustimmung gab, kam nach
dessen Tode doch zustande und legte den Grund zur Größe des Hauses Habsburg.
Noch einen dritten glänzenden Erfolg hatte die Regierung Friedrichs zu verzeichnen.
„Was seit Jahrhunderten einem Kaiser, und zwar auch diesem nur in der Fülle der Macht,
nur infolge sehr bedeutender Begünstigungen gelungen war, seinem Sohne die Nachfolge
zu verschaffen, das erreichte Friedrich III. in dem Momente der tiefsten Erniedrigung und
Machtlosigkeit." Die Kurfürsten vereinigten sich im Jahre 1486, seinen Sohn Maximilian
znm römischen König zu erwählen. Es ist dies um so auffallender, als die Kurnttsten
wiederholt, wenn auch nicht die Absetzung Friedrichs, so doch die Wahl eines Fürsten zum
römischen König geplant hatten, dessen höhere Thatkraft die Durchführung jener unab
weisbaren Reichsreform verbürgen sollte, zu welcher die Zustimmung des alternden
Kaisers nun einmal nicht mehr zu erlangen war. Genuß verdankte auch Maximilian
vor Allem Erwägungen dieser Art seine Wahl. Aber nicht nur das Reich überhaupt,
sondern auch die unter dem Drucke der Fremdherrschaft stehenden österreichischen Grenz
gebiete desselben blickten auf den jugendlich frischen Kaisersohn als den sicheren Bürge»
einer schöneren Zukunft, lind er hat diese Hoffnungen auch erfüllt.
Mitten in drangvoller Zeit, in den Wirren österreichischer Bürgerkriege hatte
Maximilian am Gründonnerstage (22. Mürz) des Jahres 1456 das Licht der Welt erblickt.
Er war der zweitgeborene Sohn des Kaisers. Ein älterer Bruder, Christof, war schon ein
Jahr nach der Geburt gestorben. Seine Mutter Eleonvra wünschte, er möchte einst that-
kräftiger und strenger sein als sein Vater. In der That glich Maximilian seinem Vater wohl
in der äußeren Erscheinung, auch hatte er dessen Ordnungssinn, dessen Vorliebe für tagebuch
artige Aufzeichnungen (Memorandenbücher), dessen umfassendes und treues Gedächtnis;
geerbt; dagegen erinnerte an die Mutter sein starkes und lebhaftes Gefühl, seine rege
Phantasie und sein unermüdlicher Thatendrang. Er war der Liebling des deutschen Volkes.
Schon sein Äußeres verkündete Kraft und Gesundheit, die er sich durch fleißige Leibes
übungen, namentlich als kühner Jäger auf Gemsen (Martinswand) und Eber (in den