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faßte; sie war noch vor zehn Jahren sehr im Schwünge und wird wohl wieder anfleben,
sobald die Stadt jene 1.200 Joch herrlicher Bndakeßer Waldungen, die sie dem Staat
abgetanst hat, dem Publieum als Vergnügungsort übergeben haben wird.
Bis dahin wird sich das Budapests Volksgemüth auch fürderhin am meisten von
den bisherigen Schaustellungen und organisirten Unterhaltungsorten angezogen fühlen;
dahin gehören die Theater, Ausstellungen, Museen, das Stadtwäldchen, der Stadtmeicrhof,
die Margaretheninsel, der Thiergarten, die Circusse, Pferderennen und Corsos, die wir alle
besonder^ zu schildern haben. Viele werden durch das Clubleben in Anspruch genommen.
Die Casinos und Clubs der vornehmen Klassen, die Vereinigungen, Lesezirkel, Gesangs-,
Turn- und Feuerlöschvereine der Arbeiter sind ebenso viele Mittelpunkte des Volkslebens,
die sich ihrerseits wieder zeitweise in einem gemeinsamen großen Brennpunkt vereinigen —
bei Gelegenheit der Abgeordnetenwahlen. So wird denn auch eine Scene aus einer
solchen großen politischen Bewegung, die ja mit zu den Eigenthümlichkeiten des Volks
lebens in Budapest gehört, lebensgetreu vorzuführen sein.
Und schließlich bildet die Krone des hauptstädtischen Volkslebens in Budapest jenes
erhabene Fest, das in einem Mcnschenaltcr in der Regel nur einmal gefeiert wird, dann
aber auch alle Pracht und Kraft des ungarischen Volkslebens an einem Tage, an einem
Crte, in einer Weise concentrirt zeigt, daß Ähnliches keine Hauptstadt Europas aufzn-
weiscn vermag, nämlich — die Krönungsfeier des Königs von Ungarn.
Der Schwabenberg und Auwinkel. — Jene mittlere Gruppe des Ofner
Gebirges, welche aus dem Gottesberg (l8toillroZ^), Feldherrnhügel (Vervrllnlom),
^rzechenhiberg, Urbanberg und Martinsberg besteht und zu der wir noch den Johannes-
beeg und den Anwinkel zählen können, hat den Namen „Schwabenberg" schon zur Zeit
der Rückeroberung Ofens aus Türkcnhand erhalten. Hier stand nämlich das Lager der
Oooo AiaNN starken schwäbischen Hilfstruppen, welche tapfer mitkämpftcn, sowohl
bei der Belagerung der Festung, als auch bei der Zurückwcrsnng der Scharen, durch die
der Großvezier den Entsatz zu erzwingen trachtete.
Auch der Lieblingsplatz des Matthias Corvinus war die Gegend. Nach den
Aufzeichnungen des Erzbischofs Olah befand sich dort der Thiergarten des Königs,
„Nhek genannt, drei ungarische Quadrat-Meilen groß, und auf dem schönen Plateau
unterhalb des Johannesberges hieß noch vor vierzig Jahren eine riesige Linde „König
Matthias-Baum". Auch der Königsbrunnen bewahrt noch heute das Andenken
Matthias'!
Aus mancherlei Angaben geht hervor, daß in vergangenen Jahrhunderten der ganze
Schwabenberg ein ungeheurer Urwald gewesen. Der alte Geschichtsschreiber Christof
Wagner erwähnt, daß der Wein der Ofner Berge wegen der Nähe der heißen Quellen