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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 3

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Wenn ihm all der Trübsinn darob, daß er die Geliebte, das Vaterland und die ritterliche 
Laufbahn verlassen, in ein Gefühl zusammenklingt, strömt er es in wahrhaft ergreifenden 
Elegien aus: 
Muß verbannt ich scheiden, > Gott, führ' du mein' Sach', 
Muß die Heimat meiden, I Gott, führ' du mein' Sach'! 
In den Werken Balassa's spiegelt sich seine ganze Persönlichkeit: der vaterland 
liebende echte Magyare, der christliche Degen, der tapfere Soldat, der treue Freund, der 
verliebte Rittersmann, der tief empfindende Dichter. Er ist ebenso reich an Gedanken, wie 
an Phantasie, und die ungarischen Dichtungsformen, die poetische Sprache zeigt er in so 
hoher Entwicklung, wie Niemand sonst bis ans Ende des XVIII. Jahrhunderts. Kurz, 
Balassa ist der erste Lyriker der alten ungarischen Dichtung, sowie Zrinyi der erste Epiker 
des XVII. Jahrhunderts. 
III. 
Das XVII. Jahrhundert ist das der Anspannung der Nationalkraft. In der Literatur 
wie in der Politik griff die Nation zu den stärksten Waffen, um ihr Recht mit Gründen 
jeder Art zu stützen, dadurch den Religionskämpfen ein Ende zu machen und das Land 
sowohl von der Brandschatzung durch fremde Söldner, als auch vom türkischen Joch zu 
befreien. Die Nation ermattete oft in diesem schon viel früher begonnenen Kampfe auf 
Leben und Tod gegen die katholisch-deutsche Partei. Doch stand der krieggewohnte Ungar 
stets bereit zum unverhältnißmäßigen Kampfe und seine Tapferkeit erntete wieder und 
wieder die schönsten Lorbeern. So endete der hartnäckige und erbitterte politische Streit 
erst zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts, als 1711 die kuruczischen Soldaten Franz 
Raköczys II. auf dem Majthenyer Felde die Waffen streckten, und so lange dauerte auch 
der bewaffnete Kampf der protestantischen Religion. Die katholische Kirche hatte auch zu 
den Waffen der Neuerer gegriffen, sich schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts aus ihrer 
Benommenheit aufgcrafft und dann Schritt vor Schritt die Gebiete zurückgewonnen, welche 
zuweilen im Siegesräusche ohne Anstrengung, ja oft lediglich durch den Zauber der neuen 
^dee erobert worden waren; nach dem Wiener Frieden (1606) standen alte und neue 
Kirche ungefähr auf gleicher geistiger Machthöhe. 
L>o änderte sich die Färbung der Literatur. Das Schriftthum des vorigen Jahr 
hunderts ist im Ganzen und Großen protestantisch, das des XVII. Jahrhunderts unver 
kennbar katholisch, weil die Anhänger der katholischen Idee an der Spitze der neuen 
Bewegung einhergingen, die heftigsten literarischen Schlachten durchkämpften und auf 
literarischem wie gesellschaftlichem Gebiete die größten Triumphe errangen, oft ans eigener 
Kraft, oft mit offenbarer Unterstützung des Herrschers und der Regierung. So konnte auf 
den Sieg der Glaubensneuerer jene Reaction folgen, welche die Literatur parallel mit der
	        
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