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den Kirchenbann für den Fall, daß letztere sich nicht sofort bereit erklären sollten, den
gesannnten Schiffahrtszoll nebst den Rückständen, da sie schon seit zwei Jahren ihrer
Pflicht nicht nachgekommen, an das Kapitel zu entrichten. Die Pfarrer von Pest und der
Ofner Burg sind mit der Verkündigung des Kirchenbannes betraut. Allein die Ofner
kommen der Forderung auch jetzt nicht nach. Sie setzen den seitherigen gesetzlichen Pfarrer
ab und an seine Stelle einen revolutionär gesinnten Geistlichen Namens Ludwig.
Noch in demselben Jahre, 1302, wurde gegen die halsstarrige Stadt Brachialgewalt
aufgeboten. Gerade zum Jahrmarkt um Mariä Geburt, beim Reifen der Weintrauben,
erschien Karl Robert mit zahlreichem Heer bei Alt-Ofen. Er gedachte die Ofner Bergveste
durch Überrumpelung zu nehmen, was aber mißlang. Auch versuchte er den Sturm nicht
wieder. Wohl aber besetzten seine Scharen die Ofner Unterstadt und hausten dort nach
Tatarenart. Sie hielten auch Weinlese, worauf sie vielfach sogar die Rebstöcke bis auf
die Wurzel ausrotteten. Aber das Verderben war ihnen nahe. Plötzlich machten die
Ofner, durch die Reiter etlicher zu Wenzel haltender Magnaten verstärkt, einen Ausfall
gegen das ungeordnete Lager der Belagerer. Ein Theil von diesen leistete tapferen Wider
stand und der Kampf war blutig, aber die Ofner erfochten einen glänzenden Sieg. Sie
zersprengten Karls Heer vollständig und dieser selbst mußte die Flucht ergreifen.
Ofen feierte einen Triumph. Unter der Leitung des damaligen Rectors Kärasz
(mit seinem deutschen Namen Peterman), des einen Stuhlgeschworenen Martin Töth und
des Pfarrers Ludwig verkündeten sie in feierlicher Volksversammlung die Lösung der
Stadt vom Kirchenbann und schleuderten ihrerseits unter allen bei der Verkündigung von
Excommunicationen gebräuchlichen Ceremonien den Bannfluch gegen den Papst selbst
und gegen die ungarischen Priester, die sich seiner Partei angeschlossen hatten.
Vorderhand blieb Ofen durch seine starke Festung vor Strafe bewahrt und genoß
lange Zeit ungestörten Frieden, obgleich es sich fortwährend unter dem Kirchenbann
befand. Jndeß änderten sich die Verhältnisse des Landes. Im Jahre 1304 führte der
ältere König von Böhmen den jungen Wenzel sammt der Krone ans dem Lande fort.
Zugleich nahm er auch Ladislaus Werner, der in den Jahren 1303 bis 1304 Rector
gewesen, und sechzehn andere Ofner Bürger, die er für geheime Parteigänger Karls hielt,
als Gefangene mit sich. Auch der nächstfolgende König, der Wittelsbacher Otto, kommt
im September 1305 aus Baiern zum ersten Male nach Ofen und wird im December zu
Stuhlweißenburg gekrönt. Von dort nach Ofen zurückgekehrt, hält er mit großem Prunk,
der auch später einen Theil der Krönungsceremonien bildet, seinen Einzug.
Bisher waren die drei zur Erlangung der Königswürde unentbehrlichen Städte:
Stuhlweißenburg, Gran und Ofen, Gegner Karls. Im Jahre 1306 aber wurde Gran
durch Karl erobert, worauf König Otto, der vielleicht den Ofnern nicht zutraute, daß sie