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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 3

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ins Ausland und gab Concerte in Paris und London. Im Jahre 1860 heimgekehrt, hatte 
er im ganzen Lande außergewöhnliche Erfolge durch den Vortrag des Räköczi-Marsches 
und seine Transscription von Volksliedern; das Erträgniß mehrerer Concerte widmete er 
dem Petöfi-Denkmal. Zwei große Concertrundreisen in Amerika, jede von sechs bis sieben 
Jahren, führten ihn dort in fast alle bedeutenderen Städte. Eine europäische Tournee 
im Jahre 1891 brachte ihn auch wieder in die Heimat, doch ließ er sich nachher in Paris 
nieder. Dort wohnt auch seit den Sechziger-Jahren Alexander Bertha, als Musikprofessor 
und Componist, aber auch in den Pariser Zeitungen durch Fachaufsätze für die ungarische 
Musik thätig. Seine hervorragenderen Werke sind mehrere „Palasttänze" für Klavier, 
Symphonien in ungarischem Stil und die einactige komische Oper „Matthias Corvin" mit 
französischem Text, die im Frühjahr 1884 in der Pariser komischen Oper und in dem 
selben Jahre unter dem Titel irirai^ im Budapester Nationaltheater zur 
Aufführung gelangte. 
Ehe wir nun zu der ungarischen Originaloper und den Komponisten übergehen, die 
ausschließlich in dieser Richtung thätig sind, werfen wir einen flüchtigen Blick auf die 
allgemeine Entwicklung der ungarischen Musik. 
Ihre Geschichte zählt nicht nach Jahrhunderten. Die fortwährenden Kriegsstürme 
verhinderten zum Theil die organische Entwicklung und zum Theil zerstörten sie das 
Vorhandene. Und so erhielten sich bis zum XVI. Jahrhundert nur Spuren, erst von da an 
besitzen wir namhaftere Denkmäler weltlicher Musik. Aus der folgenden Zeit der Bethlen, 
Thökölq und Räköczi ist schon eine größere Anzahl sehr schöner Gesänge, Weisen und 
Tanzlieder erhalten. Die Lieder und Weisen des vorigen Jahrhunderts zeugen schon von 
einem höheren Aufschwung der ungarischen Nationalmusik. „Räköczis Klage", „RLköczis 
Trauergesang" und sein berühmtes „Lied", aus dem sich hundert Jahre später der 
„Räköczi-Marsch" entwickelte, desgleichen viele urwüchsige Kurutzenlieder bilden die 
Grundlage, auf der die heute so hoch entwickelte ungarische Musik erwuchs. Zn dieser Zeit 
spielte auch schon die Zigeunermusik. Michael Barna, der Hofmusikns Franz Räköczis II., 
die beiden Brüder Czinka, welche Räköczi sogar in seine. Verbannung nach Rodosto 
begleiteten, das berühmte Zigeunermädchen Panna Czinka, von der die Führerrolle auf 
Johann Bihari überging, — sie alle benützten diese Weisen (riüln) und ahmten sie nach in 
ihren vielen selbstgesetzten und gespielten „langsamen Ungarischen" (In8sn nrnMar), 
„schweigenden Ungarischen" (ImIlFnIo irmAzmr), „Palasttänzen" (xmlotach und Hochzeits 
tänzen, mit der „zum Springen" eingerichteten Schlußweise, woraus sich später die 
Werbertänze (verbunlloch mit ihren „Figuren" (liAnrn) entwickelten. Diesen Spuren 
folgten Johann Lavotta und Anton Csermäk, welche ungarische Musikstücke von größerem 
Zuschnitt verfaßten. Lavottas Werke: Zirsurreetio" und „Zrinyis Heldenopfer" und
	        
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