MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 3

422 
und strebten, wie er, durch die Formen- und Farbenwelt der Renaissance begeistert auf den 
Spuren der alten Meister ihre künstlerischen Ideale wahrzumachen. Than und Lotz gehören 
auch jetzt zu den ungarischen Malern ersten Ranges. Lange Zeit wurden sie nur zusammen 
erwähnt als die einzigen zu höheren künstlerischen Aufgaben befähigten Talente, und sie 
theilten sich viele Jahre lang als unzertrennliche und richtungsverwandte Arbeitsgenossen 
in die erfolgreiche Lösung jener ersten wenigen Aufgaben, welche die letzten 30 Jahre der 
monumentalen Wandmalerei in Ungarn gestellt haben. Als bahnbrechender Beginn ans 
diesem Felde ist ihr gemeinsam ansgeführter Fresken-Cyklus im Treppenhause der Bnda- 
pester Redoute zu betrachten. Den malerisch dankbaren Stoff dazu entnahmen sie dem 
ungarischen Volksmärchen von der „Fee Ilona", und zwar malte Than die wirksame 
Schlnßscene in einem umfangreichen Bilde an die Hauptwand, während Lotz die einzelnen 
Episoden in einem umlaufenden Fries mit malerischer Beredtsamkeit erzählte. Gleichzeitig 
schmückten Than und Alexander Wagner den Speisesaal der Redonte. Da es sich hier um 
den Schauplatz geräuschvoller Feste handelte, malte Than an einer der Langwände das 
Gastmahl Attilas, auf der anderen Wagner ein Ofener Turnier des Königs Matthias in 
lebhaften Farben und mit großer Gewandtheit. 
Die verdiente Anerkennung dieser großen Werke wandte den einheimischen Talenten 
einiges Vertrauen zu, selbst in Kreisen, welche sie bisher gar nicht beachtet hatten. Bald 
öffnete sich ihnen ein neues Feld, denn die Treppenhalle des Nationalmuseums sollte ihren 
Bilderschmuck erhalten: allegorische Deckengemälde und Wandbilder ans der ungarischen 
Culturgeschichte von dem Auszug aus Asien bis zur Aufrichtung der parlamentarischen 
Regierung. Gemeinsam führten sie noch die trefflichen Wandbilder in der nach Ibls 
Plänen neuerbauten Bndapest-Franzstädter Kirche aus, wozu hauptsächlich das Leben des 
mit Johann Hunyadi treu befreundeten Franciscanermönches Johann Capistran den Stoff 
lieferte. Endlich begegnet man beiden in den allegorischen Wandgemälden des Budapester 
Ostbahnhofes der ungarischen Staatsbahnen, die zu den besten decorativenLeistungen höherer 
Gattung gehören. Moriz Than hat sich auch durch zahlreiche geschichtliche Staffeleibilder 
hervorgethan, von denen sich in der Gallerie des Nationalmuseums hervorragende finden; 
Lotz dagegen blieb der monumentalen Wandmalerei getreu und seine Meisterwerke sichern ihm 
dermalen den ersten Platz auf diesem Gebiete unter allen ungarischen Künstlern. Die glän 
zendste Probe seiner Gestaltungskraft gab er in der großartigen Composition, welche die Decke 
des Zuschanerranmes im königlich ungarischen Opernhanse schmückt und einen Hauptschatz 
des Prachtbaues bildet. Sie stellt den Olymp der Griechen dar. In kreisrundem Raume 
sind, auf Wolken thronend oder im Äther schwebend, die hohen und niederen Gottheiten 
des griechischen Mythos nebst ihrem Gefolge gruppirt. Der Bedeutung der Oper ent 
sprechend, fällt der Ehrenplatz Apollo zu, dem Führer der Musen und Urquell der poetischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.