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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 3

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jährlich etwa 5 bis 6>/° Millionen Metercentner Getreide vermahlen und etwa 4 bis 
4V-« Millionen Metercentner Mehl Herstellen, während sie im Jahre 1870 nur 3 Millionen 
Metercentner Getreide vermahlten und 2-/- Millionen Metercentner Mehl erzielten. Außer 
dem Mehl haben sie noch ein bemerkenswerthes Specialsabrikat, die in vorzüglicher Güte 
erzeugte Gerstengraupe, die in immer größeren Mengen ausgeführt wird. 
Einen anderen sehr bedeutenden Industriezweig der Hauptstadt bildet die Spiritus 
fabrikation und -Raffinerie, welche von zehn ausgedehnten Fabriksanlagen betrieben 
wird. Auch dieser Industriezweig wurzelt in den volkswirthschaftlichen Verhältnissen des 
Landes und hat eine in dieser Form seltene Stufe erreicht. Auch war die Hauptstadt 
besonders geeignet für das Aufblühen desselben. Die in Budapest zusammenschießenden 
Eisenbahnen und Wasserwege stapeln dort das Getreide des Landes und der Nachbar 
staaten auf, so daß die Spiritusfabriken nie mit Mangel an Rohstoff zu kämpfen haben; 
der Consument ihrer Erzeugnisse ist zum Theil die Hauptstadt selbst und deren Industrie, 
der größte -vheil jedoch wird mittelst der nach allen Richtungen auseinanderlausenden 
Verkehrsadern nach fernen Consumplätzen befördert. Die großen Spiritnsfabriken und 
Spiritusraffinerien führen einen bedeutenden Ausfuhrhandel nach Osten und Westen hin. 
Allein noch wichtiger als die Spiritusfabrikation ist die mit dieser Industrie verbundene 
Viehmästerei. Vom Alsöld, von jenseits der Donau und aus den siebenbürgischen Theilen 
werden Tausende von stücken Vieh zngeführt und in diesen zweckmäßigen und ganz 
industriemäßig eingerichteten Anlagen anfgemästet, von wo aus dann Wien und die Groß 
städte des Westens mit Mastvieh guten Schlages versorgt werden. Etwa 5000 Stück Vieh 
sind hier ständig zur Mast eingestellt, und diese industriellen Anlagen stellen jährlich etwa 
200.000 Hektoliter Spiritus her, während sie ungefähr für 2,750.000 Gulden Getreide, 
für 875.000 Gulden Melasse, für 300.000 Gulden Kohle und für 100.000 Gulden Heu 
und Stroh verbrauchen. Schon diese Zahlen lassen erkennen, welch große volkswirthschaft- 
liche Bedeutung diesem vaterländischen Industriezweige zukommt, dessen Etablissements in 
der Hauptstadt mit den neuesten Maschinen und Installationen ausgestattet sind und noch 
unablässig vervollkommnet werden, so daß einige derselben auch neuere Handelsartikel, 
z. B. die rasfinirte Pottasche und den im Auslande zur Alkoholisirung der Weine ver 
wendeten Spiritus feinster Gattung in Menge Herstellen, ja neuerdings die Maische für 
Viehmästungszwecke in getrocknetem Zustande zur Versendung gelangt. 
Auch die Maschinenfabrikation hat sich im Bereiche der Hauptstadt mächtig 
entfaltet; sie beschäftigt jetzt 5468 Personen und in dieser Hinsicht gebührt ihr der erste 
Platz. Auch dieser Industriezweig hat im Lande einen vortrefflichen Boden. Die ungarischen 
Landwirthe haben längst eingesehen, daß sie die Production durch industrielle Einrichtung 
der Landwirthschaft verwohlfeilen müssen, und deshalb verbreitet sich die Anwendung von
	        
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