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1514. Der Graner Erzbischof und päpstliche Legat Thomas Bakocs verkündigte
am ersten Ostertage 1514 in der Kirche des königlichen Schlosses einen Kreuzzug gegen
die Türken und weihte ebendaselbst Georg Dözsa zum Oberfeldherrn des Kreuzheeres.
Auch große Processionen ordnete er zu dieser Zeit von Alt-Ofen zur Festung und in Pest
an, aber trotzdem ließen nur verhältnißmäßig wenige Bürger das Kreitz an ihre Kleider
nähen. Ans der Provinz jedoch strömten namentlich Bauern massenhaft auf dem Räkos-
felde zusammen und es heißt, daß die unbezahlte und sich selbst verköstigende Menge bis
auf 40.000 Köpfe anwuchs. Schon im Mai war sie nicht mehr zu zügeln und begann dann
die Häuser der Adeligen in den Vorstädten anszurauben und die Wagen der reisenden
Kanflente zu plündern.
Nachdem im Mai 1514 der größere Theil des Dözsa'schen Heeres abgezogen war,
blieb auf dem Pester Felde gegen Szentfalva hin (an der Straße nach Üllö oder
Soroksär) ganz in der Nähe der Vorstadt ein Bauernheer von 3.000 Köpfen zurück, das
sich mit einer Wagenburg umgab. Es stand unter dem Befehl des Pester Bürgers Ambros
Szaleresz. Der königliche Burghanptmann Johann Bvrnemissza und Paul Tomory
beschlossen, diese Schar zu sprengen. Die Besatzung des Ofner Königsschlosses lieferte
das Fußvolk, die Ofner und Pester Herren nebst zahlreichem aus der Provinz hierher
geflüchteten Adel die Reiterei, endlich die Ofner und Pester Wälle die Kanonen.
Bornemissza setzte sich mit dem Fußvolk und den Kanonen zwischen den Häusern der
Vorstadt fest, (was beweist, daß das Lager des Bauernheeres sich in der Nähe der Stadt
befand), Tomory war mit der Reiterei zum offenen Angriff hinausbeordert. Ehe aber
dieser erfolgte, wurden die Aufständischen aufgefordert, die Waffen niederzulegen.
Szaleresz selbst und ein Theil des Heeres nahmen die Amnestie an, ein Beweis, daß sie
nicht auf Leben und Tod Dvzsas Anhänger waren. Die Übrigen wurden gänzlich
zersprengt.
Als nach der Niederwerfung dieses Aufstandes der Adel sich im October zum
Reichstag versammelte, zeigte er sich begreiflicher Weise ergrimmt über das Kreuzheer.
Und eben diesem Grimme ist es zuznschreibcn, daß auf diesem Reichstage die Gewalt der
Grnndherren über ihre Hörigeil noch über das frühere Maß hinaus gesteigert wurde.
Eine Abordnung hatte die fvrmulirten Gesetzartikel in großem Triumphzuge zum König
von Pest nach Ofen hinüberzubringen. Die Fähre füllte sich auch mit anderen Mit
gliedern des Reichstages. Doch war der Nebel so dicht, daß man von der Mitte der
Donau weder das Pester Ufer, noch den Blocksberg sah nnd ebensowenig wußte, wo
aufwärts und wo abwärts war. Einige große Herren aus dem Reichstage begannen nun
mit den flachen Klingen auf die Fährleute loszuschlagen und gaben ihnen die Richtung
an. Da stieß die Fähre an eine der Donaumühlen, schlug um und die Mehrzahl der