601
Meerengen und Kanäle, welche, von den istrischen und ungarisch-kroatischen Küsten
eingefaßt, in den an landschaftlichen Schönheiten überaus reichen oberen Winkel der
Adria fallen. Dahin gehören also: der Golf von Fiume und die beiden ihm vorliegenden
großen Inseln Veglia und Cherso; das vor Portor'e liegende öde Felseneiland Scoglio
San Marco und die daran vorbeiziehende Meerenge Canale di Maltempo, die
ihren Namen von dem durch die Bora oft verursachten bösen Wetter hat; dann längs der
kroatischen Küste der Canale della Morlacea; zwischen den beiden großen Inseln der
Canale di Mezzo; zwischen Istrien und Cherso der breite, als Fahrstraße für die großen
Schiffe dienende Canale di Farasina.
Nur dem südwärts liegenden freien Theile des Meerbusens ist eine entschieden
tropische Natur zuzuschreiben. Die Umgebung von Fiume folgt zur Hälfte dem Klima des
Festlandes. Seine natürlichen Verhältnisse kennen wir namentlich durch die bedeutenden
Forschungen, welche Professor Josef Lorenz im Jahre 1856 auf Kosten der Stadt
Fiume im Quarnero durchgeführt hat, ferner aus den Untersuchungen, die neuerdings
durch die k. und k. Kriegsmarine-Akademie zu Fiume unter Mitwirkung der königlichen
Seebehörde angestellt und über die in den Jahren 1875 und 1878 auch Berichte ver
öffentlicht wurden.
Das Klima Fiumes ist überaus mild und weicht von dem des Festlandes
bedeutend ab. Nach den von 1868 bis 1884 reichenden Messungen der Kriegsmarine-
Akademie ist das Jahresmittel seiner Temperatur 14 1 Grad Celsius, also das höchste
im ganzen ungarischen Reiche. Der verhältnißmäßig kälteste Monat ist der Januar mit
einer mittleren Temperatur von 5 6 Grad Celsius, der wärmste aber der Juli mit 24 Grad
Celsius. Während des Zeitraums der Beobachtungen betrug die höchste Temperatur 33,
die niedrigste —2'4 Grad Celsius. Ein Frosttag ist in Fiume selten und der Schnee, der
die Berglehnen und Gipfel oft wochenlang bedeckt, bleibt hier niemals liegen.
Das Meer weist hier mancherlei Eigenthümlichkeiten auf. Der Golf von Fiume
ist eiu reines, tiefes Becken, aus dessen Grunde nirgends eine Klippe vorkommt. Seine
Tiefe ist bedeutend; vor Fiume erreicht die Leine den Grund in einer Tiefe von 30 bis
50 Meter, in der Mitte des Golfes aber wurden auch Tiefen von 65 bis 70 Meter
gefunden. Die größte Breite des Golfes, zwischen Malinsca und Volosca in der Richtung
von West zu Ost, beträgt 17 5 Seemeilen (1 Seemeile --- 1.855 Meter), zwischen Fiume
und dem Vorgebirge von Cherso aber 10'5 Seemeilen. Der Meeresgrund besteht aus
einer Geschiebe führenden zähen Schichte von Thonschlamm, die einen vorzüglichen
Ankergrund bildet.
Die Windbewegung ist wegen der vielen Ufer ziemlich lebhaft. Der Golf hat
zwei herrschende Winde. Der eine ist die Bora (NO. ---- Kroeo), die 28 Procent der
Ungarn III. 09