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Stellen, bei etwas bedecktem Himmel und Westwind, hat das Wasser, wenn man seitwärts
durch die Wellen sieht, eine ganz ultramarinblaue Farbe und man wundert sich beinahe,
daß man die eingetauchte Hand nicht blaugefärbt herauszieht.
Auch Ebbe und Fluth folgen im Golf von Fiume nicht der regelmäßigen
Bewegung in der Adria. Jeder Tag bringt nur einmal Ebbe und einmal Fluth und der
Unterschied zwischen beiden beträgt nicht mehr als 40 bis 60 Centimeter, was man an
den Quais von Fiume jedesmal beobachten kann. Die Springfluth erhebt sich bis zu 15
und 2'5 Meter. Die Bewegung der Gezeiten geht im Allgemeinen um 2 Stunden
monatlich zurück, so daß sie nach einem Jahre wieder an demselben Punkte angelangt ist.
Was endlich die Thierwelt des Meeres betrifft, ist sie völlig der der Adria
verwandt, von deren 320 Fischgattuugen kaum 100 genießbar sind. Abweichungen weist
der Quarnero nur insofern auf, als die Muschel- und Schneckenarten hier sporadischer
Vorkommen, dafür aber die Crustaeeen und Mollusken, welche die Felsengänge und das
Süßwasser lieben, häufiger sind. Unter die Crustaeeen gehört der norwegische Krebs,
diese Specialität des Golfes. Unter seinen Fischgattuugen hat er zahlreiche Wanderfische,
unter denen als erste im Frühjahr die Sardelle (elupeu surcliim) erscheint, ihr folgt
der schmackhafte Sgombro (seoinber seorakrus), der Alltagsfisch auf den Tischen des
Küstenlandes. Der Thunfisch (tonno, Ull^rmus vulgaris) tritt gewöhnlich in großen
Schwärmen auf und in den kleinen Buchten ist zu seinem Empfang bereits das Netz aus
gespannt, die sogenannte Tonnara mit der über ihr aufragenden Beobachtungsleiter. Der
Schwarm von Fischen, der an solchen Stellen gefangen wird, ist mitunter so groß und
enthält so große Exemplare, daß man diese mit Knütteln erschlagen muß, damit sie die
Fangvorrichtungen nicht beschädigen.
Die beiden größten Seethiere sind hier der Delphin und der Haifisch. Delphine
gibt es im Golf genug und das ans den Wellen spielende schwerfällige Sängethier wird
von den Fischern nicht nur geschont, sondern sogar in Ehren gehalten. Der Menschen
hai (peseo eaue, Onrelmroäou Uouckolettii) ist nur ein Sommergast und kommt erst seit
1869, das heißt seit der Eröffnung des Suezkanals häufiger bis hier heraus. Dieses
gefräßige, gefährliche Seeungethüm wird, sobald es anftaucht, eifrig verfolgt und wer
es erlegt, erhält von der Fiumaner Seebehörde eine ausgiebige Belohnung.
Die Fischerei jedoch ist im Golfe von Fiume nicht eben bedeutend. Die Fischer
des Küstenstriches, obgleich mit guten Fischereigeräthen ausgerüstet, Pflegen den größten
Theil des Fischfanges den ungemein geschickten italienischen Fischern (ans Chioggia)
zu überlassen, welche — da der Fischfang internationale Freiheit genießt — die
Gelegenheit nicht versäumen und zur Herbstzeit mit ganzen Flottillen von Bragozzi im
Quarnero erscheinen. Es werden im ungarisch-kroatischen Küstengebiete jährlich etwa
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