MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 4

215 
den Vesten der zweiten Vertheidigungslinie, in Tatika und Sümeg, Kemind und Zalaber, 
Känyavär, Dabronäk, Reznek und Zala-Lövö. Zala allein hatte 30 Grenzforts zu 
befestigen, in Stand zu halten, mit Geld und Kriegsrobot zu versorgen und für die 
Verproviantirung und Ausrüstung der Besatzungen aufzukommen. Der Sold wurde 
entweder durch die Städte oder durch die ernannten Festungscommandanten bezahlt, im 
Princip wohl aus der Staatscasse, oft aber aus ihrer eigenen Tasche und in der Regel 
mittelst Auspressung des umwohnenden Volkes. Ein Theil der Besatzung diente immer 
um Beute, nicht für regelmäßigen Sold. Diese Leute machten denn auch wenig Unterschied 
zwischen Freund und Feind. Oft genug wurden den Bauern des unter türkischer 
Botmäßigkeit stehenden Gebiets, wenn sie die Steuer hereinbrachten, Manchen oder gar 
ihre ganze Habe abgenommen. Die den Türken botmäßigen Dörfer mußten sowohl den 
Türken, als auch dem Comitat Steuern entrichten. Und wenn sie die Steuer in Geld, 
Tuch, Pferden, Nahrungsmitteln ablieferten, wurden sie gar manchesmal durch die 
Streifpartien der Besatzung ausgeplündert. Die Commandanten der Zalaer Festungen 
machten sich gar kein Gewissen daraus. Viele Reichstage, unter anderen die von 1595, 
1625, 1630 und 1647, erließen wiederholt strenge Verbote gegen solche Erpressungen. 
Die Besatzungen trieben auch die Zehnten des Comitats für den Bischof von Veßprem ein, 
dachten aber gar nicht daran, sie abzuliefern. Der 97. Gesetzartikel vom Jahre 1647 trifft 
auch darüber besondere Verfügung. Mitunter, wenn die Türken ihnen gerade nicht zu 
schaffen machen, pflücken die Festungscommandanten mit einander ein Hühnchen oder es 
verbinden sich auch mehrere zu bewaffneter Fehde gegen andere, entferntere Burgen. So 
stellen sich im Jahre 1617 die Commandanten von Nemti, Egerszeg und Szecsi-Sziget 
zusammen und fallen in das Eisenburger Comitat ein, wo sie Jzsäkfalva, die Burg Thomas 
Nädasdys, überfallen und plündern. Zwei Reichstage haben zu thnn, um die daraus 
entstandenen Händel zu schlichten. 
Die Besatzungen bestanden zu gleichen Theilen aus Fußtruppen und Reitern, ja 
die Reiter bildeten oft die Mehrzahl, wie dies durch den Reichstag des Jahres 1655 
bestimmt war. Der Grund davon ist einfach. Die Türken führten nicht nur regelmäßige 
Feldzüge aus, gegen welche die geringe Besatzung einer kleinen Veste ohnedies wenig 
ausrichten konnte, sondern die Streifpartien der türkischen Besatzungen, die verheerenden 
Einritte der reicheren Begs waren für Dörfer und Kirchen das Verderblichste. Diese 
wichen den festen Plätzen aus. Ihnen gegenüber waren nun die aus Fußvolk bestehenden 
Besatzungen völlig oder nahezu machtlos und es mußte daher für Reiterei gesorgt werden. 
Auffallend ist der geringe Präsenzstand der Festungsbesatzungen. Machen doch die der 
30 Zalaer Grenzfestungen laut dem Reichstage von 1655 insgesammt kaum 2000 Reiter 
und 1800 Fußsoldaten ans. Dies ist übrigens der Friedens-Präsenzstand. War eine
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.