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(nrluckoLonoe), von mehreren Beiständen (ärüLbun) umgeben, schließlich die Eltern der
Brautleute und die Gäste, fast Alles paarweise. Die Wenden sind auch sonst ein gar
lustiges Völkchen, wenn sie aber von einer Hochzeit heimziehen, werden sie förmlich über-
müthig. Sie tanzen im Zickzack die Straße entlang und jauchzen aus vollem Halse. Auch im
Hause der Braut werden die dahinströmenden Gäste mit Juchzern empfangen. Allein diese
sind nur Gäste der Braut. Die Eingeladenen des Bräutigams versammeln sich in seinem
Hause. Das ermüdete Hochzeitervolk setzt sich unter klingendem Spiele an die Tafel. Die
Musikanten dürfen nicht ermüden, sondern müssen ihren Mann stellen, den ganzen Nach
mittag bis zum Abend, denn nach dem Essen wird getanzt.
Die Hochzeitsgebränche bestehen zu großem Theil aus religiösen Verrichtungen,
wie sie auch bei den kroatischen Hochzeiten im Muraköz eingeführt sind. An manchen
Orten findet ein herkömmlicher Brautscherz statt. Nach diesem Scherz nimmt der äußere
Beistand den Bräutigam bei der Hand, dieser ebenso die Braut, die Braut aber die
Brautjungfer, und so begeben sie sich an die Haupttafel. Auch die übrigen Gäste nehmen
Platz und es beginnt das Hochzeitssouper. Noch vor dieser Abendmahlzeit tritt der po/vae
wieder sein Amt an. Er ist der Lustigmacher, muß also ein entsprechend witziger, lustiger
Mensch sein. Seine Verse begleiten auch jede einzelne Schüssel zu Tische.
Um Mitternacht wird die Braut in das Haus des Bräutigams geführt, dort findet
sie aber verschlossene Thüren und es gilt eine Menge Verse herzusagen, um Einlaß zu
erhalten, den zu erzwingen übrigens vorher auch mit gelinder Gewalt versucht wird. An
manchen Orten führt der Bräutigam allein die Braut in sein Haus, und zwar des Nachts
und auf heimlichem Pfade, um von keinem Menschen gesehen zu werden; denn sie glauben,
daß derjenige, der ihnen am Beginn ihres neuen Lebens zuerst begegnet, das junge
Ehepaar für immer unglücklich machen kann. Im Hause des Bräutigams beginnt die Gasterei
von neuem, um endlich mit dem Hirsebrei zu schließen, was sie mit „eolri Kusu!" („Genug
des Schlemmcns!") ausdrücken. Eine Woche später versammelt sich die Gästeschaar wieder,
um die Ueberbleibsel des Hochzeitsmahles zu verzehren. Dies nennen sie prvrmivkmjo.
Der Religion nach sind von den Wenden des Eisenburger Comitats die Bewohner
der Ebene (rovonei) und der Dobraer Hügel zum größeren Theil römisch-katholisch,
zum kleineren (etwa 20.000) evangelisch. Die im Zalaer Comitat sind sämmtlich Katholiken.
Das Wendenvolk ist abergläubisch. Erkrankt ein Kind, so hat ihm „das Auge"
geschadet, es ist verzaubert. Das kranke Kind wird dann gewaschen und gebadet, damit
es wieder gesund werde. Auch die Thiere werden gewaschen. Es gibt eine Menge alte
Quacksalberinnen, die sich besondersauf die Bereitung solcher Waschwasser verstehen. Gibt
die Kuh blutige Milch, so wird sofort irgend ein als Hexe geltendes altes Weib verdächtigt,
daß es die Kuh behext habe. Thiirmt sich Gewölk am Himmel und befürchtet man schädlichen