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Schiffsleute auf ihren mit Pferden bespannten Schleppern befördert; dabei wurde der
Strom oft gekreuzt und für die Bewohner der Uferdörfer fiel reicher Erwerb ab, da sie
so noch die letzten Kräfte ihrer abgearbeiteten Pferde verwerthen konnten. Diese aus der
Urzeit überkommene Art von Wassertransport ist der Hauptstadt, die einst das Endziel
der Zugseiltransporte von der unteren Donau gewesen, fremd geworden, aber auch unten
schwindet sie mehr und mehr, ihre Fahrten werden immer kürzer, von einer Uferstadt zur
anderen, und die Schraubendampfer verdrängen sie in die Kanäle hinein, wenn deren
Wasser durch die wachsende Donau gestaut wird. Unterhalb Tolna's folgen sieben große,
aber schon mit Durchschnitten versehene Schleifen der Donau, deren von waldigen Sand
bänken eingefaßte Uferebenen bis Bata kaum noch ein Dorf oder einen Kirchthurm
erblicken lassen. Bata liegt an einem Bergabhang und erinnert durch seine alte Abtei an
die Hunyadi, an Johannes Hunyadi selber und seine Gemalin Elisabeth Szilägyi, an
König Matthias und seinen Sohn Johann Corvin, die mit fortgeerbter Pietät das
wunderwirkende heilige Blut Christi, den frommen Schatz des Bataer Klosters verehrten.
Hier beichtete und communicirte zum letzten Male König Ludwig II., zwei Wochen vor
seinem kläglichen Tode, am Tage Mariä Himmelfahrt.
Dringt man weiter in das Comitat ein, so stößt man am Fuße anmuthiger, durch
die Phylloxera verheerter Berge auf den Comitatssitz Szegzärd, zugleich die schönste
Stadt daselbst. Es ist das römische Alisca und bewahrt das Andenken des weisen, aber
kurzlebigen Königs Bela I., der dort in selbstgegründeter Abtei bestattet wurde. Nach
Turöczy wäre die Stadt selbst nach ihm benannt worden; der gute König sei nämlich
(braun) und ,srür" (kahl) gewesen, — daher 826A-s2är-ä. Die Schreibung
dieses Ortsnamens ist sehr ungefüge. Man schrieb Szexärd, Szekßärd und Szegzärd (dies
ist die amtlich festgestellte Form), allein dem Wortklange, wie der eben angeführten
Ethymologie nach ist Szegßard das Richtigste. Die Stadt liegt auf der abschüssigen
Flanke eines Berges, dessen oberer Theil von dem ihn überhängenden Bartina durch den
Sid getrennt ist; durch die Schlucht des Sed eilt ein Bach nieder, der nach Regen und
Wolkenbruch sogar einen Theil seiner Ufer mitnimmt. Die Einwohner sind Magyaren.
Die Stadt selbst ist seit alter Zeit Hauptort des gesellschaftlichen und somit auch des
culturellen und politischen Lebens im Tolnaer Comitat. Sie ist von einem imposant
anfsteigenden burgähnlichen Comitatshause überragt, das auf den Trümmern der alten
Abtei errichtet ist; während des Baues wurden verzierte Sarkophage ans den ersten
Jahrhunderten und andere Alterthümer gefunden. Es enthält außer den geräumigen
Berathungssälen die Centralbehörden des Comitats, die Wohnungen der Oberbeamten
und die Gefängnisse. Szegzärd hat eine durch den Tolnaer Comitatsadel beinahe gleich
zeitig mit der Pester Ersten vaterländischen Sparkasse gegründete, stufenweise und nicht