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schon die Ziegel für die schöne Kirche, die in ihrer Phantasie längst fertig steht. Und
endlich steht die Kirche vollendet und auf ihren fast vier Klafter hohen Mauern ruht die
blau geblümte Holzdecke, deren Quadrate von geschickter Tischlerhand mit Motiven aus
dem Banernleben (Sichel und Pflug, blautraubige Reben, große Weizengarben u. s. w.)
geschmückt sind. Und da wirft der Ormansäger Bauer in seinem Busen die Frage auf:
Welche Kirche ist denn nun schöner, die des Fünfkirchner Bischofs oder die heilige
Ecclesia von Czun? Und der Curator von Czun erwidert darauf: „Die unsere; die Fünf
kirchner Tischler könnten solche schöne, schwere gebundene Garben gar nicht malen."
Prunkende Friedhöfe gibt es hier noch nicht. Während auf dem felsigen Boden der
Hegyalja sich die Gottesacker immer mehr mit eingehauenen Felsengräbern, steinernen
Grüften und umgitterten Marmordenkmälern füllen, werden im Ormänsäg noch immer
harthölzerne Säulen mit eingeschnittenen Tulpenkränzen und ausgeschriebenen Zeilen der
Pietät errichtet. Besonders lieben Todten nagelt man an das Grabholz ein blaues Seiden-
tüchlein, das anfangs häufig, später freilich seltener erneuert wird, bis es endlich als fahles
Fähnlein zerschlissen im Winde flattert. Nur die Minze grünt weiter auf den Gräbern.
Diese Dörfchen sind zumeist uralt und haben eine Urbevölkerung, dagegen keinerlei
geschichtliches Denkmal oder locales Interesse. Die erste Gemeinde im Ormänsäg,
Diäs-Vißlö, treffen wir noch innerhalb des Gebirges, an dessen Fuße, jenseits des
Berges aber folgt Szava; derÜberlieferung nach sollen ihre Einwohner dieNachkommen
jener 25 Zeltvoll Zigeuner sein, die der Fünfkirchner Bischof Sigismund auf König
Wladislaus' Geheiß in seinem Sprengel aufnahm und die hier Kriegsgeräth fertigten.
In der That finden sich daselbst viel dunkelbraune, musikkundige Leute. Die volkreichsten
Ortschaften des Ormänsäg sind: Kis Csäny-Oßrö, dessen Kirche in einem hübschen
Parke steht, rechts davon der kleine Flecken Vaißlo und links das aus Somogy hieher
gerathene Sttye. Hinter den dreien liegen die ausgedehnten Jagdgehege der Grafen
Draskovics, und diesem Forste schließen sich andere an, die dann mit den Somogyer
Wäldern verschmelzen. In die Wälder sind Auen eingesprengt, aus denen die Dörfchen
hervorschimmern. Am Außenrande des Ormänsäg, schon fast im offenen Lande, liegt
Kisasszonyfa, Geburtsort des Geschichtschreibers Jstvänffy.
Baranyavär-Batinaer Gebirge (Alsö-Baranya). — Das Batinaer Gebirge
ist nach Formation und Lage die kleinere, steinlose Ausgabe der Siklöser Bergkette. Sie
geht östlich ohne Verzweigungen zur Donau, und zwar mitten durch die große Ebene, die
bei Szekcsö, ja Pecsvärad beginnt, zwischen der Karasicza und Donau bis zur Drau reicht
und in ihrem schlammig-lehmigen Humus den üppigsten Boden des fruchtbaren Baranya
besitzt. Während die oben geschilderten Gegenden des Comitats meist von Magyaren
bewohnt sind, treffen wir hier drei Volksstämme. Die Mehrzahl sind Deutsche,