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farbige Plissös nebst breiten Streifen und am Rande weiße Zacken. Die weite, farbige
Seidenschürze hat einen eigenthümlichen Besatz. Die Füße stecken in weißen Strümpfen
und rothen Schuhen mit hohen Absätzen; den Rist schmückt eine breite, farbige Krause mit
Flinserln und Bouillons. Die jungen Frauen tragen dieselbe Tracht, wie die Mädchen,
und haben sie auf dem Haarschopf eine eigenthümliche, reich verzierte und ausgenähte Haube
(IroimA), deren Schopf mit einem kurzen, breiten, reichgeschmückten Bande endet. Da das
Haar nicht sichtbar sein darf, wird die Haube vorne mit einem rothen Seidentuche festge
bunden und das Ganze mit einem weißen, am Rande ganz gekrausten Spitzentuch bedeckt.
Im Häuserbau weicht besonders die obere Rabnitzgegeud von den übrigen ab. In
der Eintheilung des Hauses ist zwar gar nichts Besonderes zu bemerken, wohl aber in
der Construction des Daches. Während in den übrigen Gegenden das Dach an der
gassenseitigen Fac^ade nur wenig über die Mauerflüche vorsteht, springt in den Dörfern
an der Nabnitz der Zrchu" oder Zn" (Dach) weit über die Gasse vor und dieser ausladende
Theil heißt der „Schopf" (üstöy des Hauses. Auf dem Giebel dieses Schopfes steht als
Krönung der „Pfafs" (pup), ein mäßig großer, den Kopf aufreckeuder, mit einem Strohseil
umschnürter Schaub. Längs des Dachfirstes ist das Dachstroh durch 20 bis 30 beiderseits
übergreifende Joche (elrolü) niedergehalten. Stellen wir uns dieses Dach aus den Erdboden
gestellt vor, so ist es nichts als ein Zelt, dessen Eingang durch ein kleineres vorspringeudes
Zelt geschützt ist, während der „Pfafs" blos die auf der Zeltspitze flatternde Fahne darstellt.
Das Weibsvolk der Rabnitzgegend trägt vielfach gefältelte Röcke und anliegende Jacken
(inchkö), das Hauskleid heißt Zol^u".
Früher einmal schickten die Deutschen ihre Kinder in Tausch hieher, um sie ungarisch
lernen zu lassen, in neuester Zeit kommt diese Sitte immer mehr ab, da sie jetzt auch in
ihren heimatlichen Schulen ungarisch lernen.
Das jahrhundertelange Beisammenwohnen mit Magyaren hat selbstverständlich die
deutsche Sprache der Gegend mit vielen magyarischen Wörtern vermischt. Schon in dem
anno 1394 in deutscher Sprache verfaßten Mauthverzeichniß kommt das Wort „Äolisch"
(Molos — Linnen) vor; auch das Wort „oba" (aba — grobes Tuch) mag so alt sein;
das Wort ,ülckonE" (Kanftrunk) ist selbst in Österreich bekannt; im Frühjahr spielen
die Ödenburger Kinder »esigül" (Schnecken — Kreisel) u. s. f.
Auch im Äußeren zeigen die Deutschen der Ödenburger Gegend mancherlei Spuren
der hier verlebten Jahrhunderte. Die Mehrzahl hat braunes Haar und braune oder graue
Augen; reines Blond oder gar Rothblond kommt nur noch selten vor.
Die Tracht der Ödenburger Deutschen ist bei Städtern und Dorfbewohnern
verschieden. Der eingeborene Acker-Bürger von Sdenburg-Stadt ist seiner altererbten
Tracht getreu. Allerdings sehen die Burschen in ihrem Feiertagsgewand hübsch genug aus.