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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 4

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Ungarn IV. 
Im schwarzen, verschnürten, mit silbernen Rundknöpfen benähten Dolmany, darunter das 
„Leibl" mit silbernen Flachknöpfchen bis an den Hals geschlossen, die hirschledernen 
Hosen in die faltenreichen ungarischen Schäfte der Stiefel gesteckt, auf dem Kopf den 
Astrachan-Kalpag oder das runde hochgekrämpte Hütchen -- so stolzirt man einem flotten 
Kriegsmann gleich durch die Gassen. Sehr hübsch machen sich auch die Mädchen in ihrer 
halbungarischen, halbdentschen Tracht, und wenn sie etwa bei festlichen Anlässen zu 
gemischtem Gesangschor vereint auftreten, um ungarische und deutsche Volkslieder zu 
singen, geben sie in der That ein schönes Bild. 
Auf den Dörfern ist die deutsche Tracht besser erhalten geblieben. Charakteristisch 
ist bei den Männern die lange blaue Schürze, ohne welche sie nie erscheinen, und sie sehen 
originell aus, wenn sie, den schweren Tragkorb auf dem Rücken, neben ihren Eheweibern 
einherschreitcn und allerlei Lebensmittel auf den Wochenmarkt in die Stadt bringen. 
Der Kroate thut dies nicht; es ist schon etwas Großes, wenn er einen Korb am 
Arme trägt. Er ist der südslavischen Sitte, welche Derartiges den Weibern überläßt, treu 
geblieben. Auch in anderer Hinsicht haben sich die Kroaten viele Züge ans ihrer südlichen 
Heimat bewahrt, von wo sie in der Türkenzeit durch die Nadasdy und Esterhazy nach 
dieser Hügelgegend verpflanzt worden. Die Deutschen nennen sie „Wosserkrowoten", was 
eine Verballhornung der Bezeichnung „Bosnier Kroat" ist, hervorgerufen durch die un 
ausrottbare Neigung des Kroaten selbst, das Deutsche „b" unvermeidlich als „w" und 
dafür das „w" als „b" anszusprechen. Sie sind ein kräftiges, muskulöses Volk von hohem 
Wüchse, breitgewölbter Brust und derben, großknochigen Extremitäten. Ein Theil befaßt 
sich mit Landwirthschaft, Fuhrgeschäft und Handel, die Übrigen finden ihr Brot als 
Arbeiter in den Zuckerfabriken. Sie sind ein nüchternes und religiöses Volk. Ihr religiöses 
Gefühl sieht man schon in den zahlreich errichteten Kreuzen, Säulenheiligen und klemm 
Kapellen ansgedrückt. Die meisten Kroaten sprechen auch deutsch; wo sie aber starken 
Verkehr mit Magyaren haben, verschmelzen sie nach und nach mit diesen. 
Die Einwohnerzahl des Ödenburger Comitats beträgt nach der letzten Zählung 
259.602. Davon entfallen auf die Stadt Ödenburg 27.213. Darunter waren 122.334 
Magyaren (in der Stadt 8104), 105.043 Deutsche (in der Stadt 17.390) und 30.160 
Kroaten. 
Der Religion nach ist die Mehrzahl römisch-katholisch (218.415); dazu kommen 
31.715 Evangelische und 9043 Inden. Anderen Bekenntnissen gehören 500 an. 
Im magyarischen Dialect des Ödenburger Comitats füllt besonders die starke Ver 
wendung der Diphthonge ans (Biela statt Bela, tzuözsi statt ^özsi). 
Der Comitatssitz, die königliche FreistadtÖdenbnrg (Sopron) ist eine der ältesten 
Städte Ungarns. Sie liegt am Knotenpunkt zweier uralter Straßenlinien Mitteleuropas 
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