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und dient, wie schon König Karl Robert bemerkte, gleichsam als Thor des Landes gegen
die deutsche Grenze hin.
Schon in vorrömischer Zeit hatte diese Gegend eine größere keltische Colonie, deren
Namen Scarbant die Römer mit latinisirender Endung beibehielten; auch das slavische
Suprun sowie das ungarische Sopron gehen darauf zurück. Doch war das Gebiet schon
lange vor den Kelten bewohnt. Bei verschiedenen Bauarbeiten wurden zahlreiche Gruben
aufgedeckt, aus deren Inhalt (Steingeräthen, Scherben, Knochenfragmenten, Kohlen-
und Aschenresten) hervorging, daß sich in der neueren Steinzeit hier eine Wohnstätte
befunden hat. Auch an den Abhängen südlich der Stadt kamen solche Grubenwohnungen
vor. Aus der folgenden Kupfer- und Bronzezeit gibt es nur vereinzelte Funde, desto mehr
aus der Hallstatter Periode (1000—400 v. Chr). Sie hat im eigentlichen Ödenburger
Gebirge zahlreiche Denkmäler hinterlassen, die meisten auf dein Grat des 478 Meter
hohen Burgstallberges, wo sich eine der ausgedehntesten Niederlassungen aus der Hall
statter Periode in ganz Mitteleuropa befindet. Der Gipfeltheil ist mit einem Wall von
zwei Kilometer Länge umzogen und dieser noch durch Außendämme verstärkt. In dem
Walde südlich von diesem geschützten Orte wölben sich Hunderte von Grabhügeln, die
namentlich an Thongefäßen der verschiedensten Form und Verzierung reich sind.
(S. das Bild Seite 87.) Die Hallstatter Funde von Ödenburg sind, wie heute festgestellt
ist, älter als die niederösterreichischen der nämlichen Periode.
Die der Hallstatter folgende La Tene-Perivde weist gleichfalls zahlreiche Funde
ans, deren schönste vom Wienerberg stammen. Die Beweise, daß die hiesigen Bewohner
der Hallstatter Periode thrakisch-illyrische Völker waren, mehren sich von Tag zu Tag,
wogegen die La Tene-Zeit mit der Niederlassung der Kelten zusammenfällt. Aus der
Vermischung dieser Völker entstanden die Paunonier, die zu Anfang unserer Zeitrechnung
unter die Herrschaft der Römer gelangten. Hunderte von Niederlassungen im Comitate
bieten Belege dafür, daß die älteren Bewohner mit den Eroberern zusammen lebten;
daher findet man an vielen Orten Gegenstände der Hallstatter, La Time- und Römer
zeit nebeneinander. Ans der großen Zahl der Ansiedlungcn ist auch ersichtlich, daß das
Comitat schon in der Urzeit dicht bevölkert war.
Unter den Römern war Scarbantia anfangs oxpicknna, später mnineipiuia. Es
hatte auch Duumvirn, was durch marmorne Jnschrifttafeln, die bei dem Bau des neuen
Rathhauses zu Tage kamen, bewiesen ist. Unter den Resten aus der Rvmerzeit sind das
Interessanteste die Bruchstücke jener Riesenstatuen, die auf dem Baugrund des Rathhauses
4 Meter unter dem jetzigen Niveau auf dem Estrich eines schön gemalten Saales gefunden
wurden. Sie sind von Künstlerhand aus herrlichem Marmor gehauen, waren jedoch arg
zugerichtet und zum Theil auch durch Feuer beschädigt.