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der Rückgang des Kleingewerbes in Verbindung; manche Gewerbe, wie das der Tuchmacher,
ist sogar ganz eingegangen. Ebenso ist die Fischerei von Gran jetzt fast nur noch ein
Fischhandel zu nennen, und auch die alte Mühlenindustrie hat ihre Wichtigkeit verloren.
Das Volk von Gran und die magyarische Bevölkerung der nahen Dm fei sind
kräftig, gesund, fleißig und nüchtern, aber nicht geschäftsgewandt genug. Die Einwohner
der Uferorte sind schon seit Jahrhunderten Schiffsleute, sie verlassen im Frühjahr den
häuslichen Herd, verdingen sich auf Schleppschiffe oder als Kohlenfrachter und kehren erst
zu Winters Anfang wieder heim. Ihre schönsten Lieder schwärmen blos von der Donau.
An den Grauer und Dömöser Ufern wimmelt es von Wassergeflügel, besonders
von Wildenten, Meerschwalben und Möven, aber auch von Fischottern. In den Eichen- und
Bnchen-Waldnngcn von Szentlelek, Dömös und Gran, etwa 200 Quadratkilometer,
finden sich recht zahlreich Wildschwein und Reh, Fuchs, Dachs, Wildkatze, Igel, mitunter
auch der Hirsch, von der Vogelwelt aber, neben den gemeinen Arten, Schnepfe, Wachtel, Reb
huhn, Thnrmfalke, Geier und Adler. Das Grauer Jagdrevier ist also eines der dankbareren.
' Die anmuthigste Lage unter den Ortschaften der Grauer Gegend hat Dömös, wo
König Bela I. so unglücklich um das Leben kam und eine berühmte, durch den königlichen
Prinzen Älmos gestiftete Propstei bestand. Die alte, romanische Kirche der Dömöser
Propstei wurde durch die Türken zerstört. Der schönste Aussichtsberg von Dömös ist der
im Pilisgebirge 700 Meter hoch ausragende Dobogö-Kö. Nördlich stürzt von seinem
Gipfel eine senkrechte Wand ab und vom Rande dieses Abgrundes überblickt man weithin
die Krümmungen der Donau. Allein man erblickt auch gegen Nordwest die Galgöczer Berge,
östlich von diesen den Zobor-Berg bei Neutra, weiterhin den Ptäcsnik und diesseits derselben
das ganze kleine ungarische Alföld. Nördlich, über den Gipfel des Prepost-Berges weg,
sieht man über dem zwischen dem Börzsönyer Berg und dem Hideg-Berg liegenden Sattel
den bei Schenlnitz anfragenden Szittnya. Im Nordnordosten erhebt sich, hinter Dios-Jeno,
der bei Altsohl befindliche Pojana, im Nordosten der Karancs, nvch weiter die Bujaker
und Szandaer Berge. Gegen Ostnordost steht die Mätra vor uns, weiterhin der Bükk,
und diesseits dieser Gebirge dehnt sich ein großer Theil des großen ungarischen Alfold.
Die Aussicht voin Dobogo-Kö ist eine der großartigsten im Lande.
Die Ortschaft Nagy-Beny rühmt sich eines Denkmals der Arpädenzeit, nämlich emer
1217 erbauten Kirche, die den Tataren- und Türkenstürmen nicht zum Opfer fiel. Diese
altungarische Kirche zeigt den romanischen Stil und wurde in den Sechziger-Jahren durch
Primas Scitovszky wieder hergestellt. Noch älter als die Kirche zu Beny sind jene hohen
Erdwälle, welche die Eisenbahn dnrchschneidet; sie gelten dem Volke als römische Erdwerke.
Ein römisches Castrum war die Ortschaft Nyerges-Ujfaln, wo ans einem Hügel auch Räköczy
ein Fort erbaute. In der Knrntzenzeit schmolz die Bevölkerung des Dorfes so zusammen,