570
600 Joch großen Park, in dessen großem Weiher sich das Schloß spiegelt. Hier waren
die werthvolle Bibliothek und die ansehnliche, aus seltenen Werken bestehende Gemälde
sammlung der Grafen Brunswick nntergebracht; die Gemälde verblieben im Besitze
der Familie und wurden nach dem Verkauf der Besitzung fortgeschafft. Die Kirche und
deren Kapelle sind reich an Kunstwerken, unter denen einige Fresken von Maulpertsch,
Kirchengewänder von seltener Schönheit und künstlerisch gearbeitetes Kirchengeräth zu
erwähnen sind. In dieser Kirche ist Gräfin Theresia Brunswick bestattet, die ihr ganzes
Leben und ihr großes Vermögen der Sache der Kindererziehung und der Einbürgerung
des Krippenwesens gewidmet hat. Im Park von Martonväsar bewahrt ein Baum mit dem
eigenhändig eingeschnittenen Monogramm Beethovens das Andenken an den Aufenthalt
(1806) des großen Tondichters.
Von Martonväsar weiter folgt längs des Thales eine Reihe von wohleingerichteten
Besitzungen mittlerer Größe und auf der Linie Laraeslm, UeUanck, Käpolims-NM,
Velare erblickt man hübsche Herrensitze und Parks. Es sind dies die ständigen Wohnorte
eines großen Theiles der Grundbesitzerclasse dieses Comitats, was sowohl der Annehmlich
keit des geselligen Verkehrs, als auch der Nähe des Velenczeer See's mit seiner ganz
prächtigen Jagdgelegenheit zuzuschreiben ist.
Der See besteht aus zwei Theilen, dem eigentlichen großen See mit beständig
tiefem und klarem Wasser und dem seichten, stellenweise ganz versiegenden Rohrsee,
der sich gegen Südost erstreckt. Die Jagd ist auf beiden Partien überaus interessant
und ergiebig, nur daß sie im seichten Rohrsee größtentheils vom Anstand aus betrieben
wird, während im großen See Treiber und Jäger auf zahlreichen Kähnen das Wild
aufjagen.
Der untere Theil des See's dehnt sich bis zur Gemeinde Dinnyes, sieben Kilometer
von Stuhlweißenburg, aus. Am User des Velenczeer See's liegen Sukorö und Pakozd,
beide größtentheils Kapitelbesitz; jenes durch seine vorzüglichen Kirschen, dieses durch
seinen Wem berühmt. Unweit des See's liegt Pußta-Nyek (jetzt Kapolnäs-Nyek), der
Geburtsort Michael Vörvsmarth's.
Am Anfang des Tarnoker Thales, bei Erd, schwenkt die Bndapest-Fünfkirchner
Linie der ungarischen Staatseisenbahnen nach Süden ab, um dann das ganze Comitat
der Länge nach zu durchschneiden und bei Simontornya in das Tolnaer Comitat über-
zugehen. Parallel mit ihr zieht längs der Donau, gleichfalls durch das ganze Comitat,
eine der ältesten Landstraßen, die noch auf den Resten der alten Römerstraße von
Aqnincum nach Esseg angelegt wurde.
In der Richtung dieser Straße lagen die altrömischen Colonien längs der Donau,
und zwar: Matrica zwischen Batta und Ercsi, Vetus Salina an der Stelle von