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Südlich von hier liegt das Dorf Käloz, vormals Sitz einer großen Herrschaft
des verstorbenen Grafen Edmund Zichy, nun im Besitze seiner Erben; in südwestlicher
Richtung folgt Särbogard, mit wohlhabenden, intelligenten Bauern und einer höheren
Classe von Kleingrundbesitzern. Diese Gemeinde hat 4.300 Seelen und ist Sitz der
Bezirksämter.
Auch südwestlich von Stuhlwcißcnburg liegen größere Herrschaften, deren Einfluß
viel dazu beiträgt, daß das wohlhabende Bauernvolk seine ohnehin fruchtbaren Äcker
mit voller Zweckmäßigkeit cultivirt und auch auf dem Gebiete der Viehzucht große Fort
schritte macht. Hier liegt Sär-Pentele, Eigenthum der gräflichen Familie Szechenyi,
ehemals Hauptsitz des religiösen Lebens der Römer in Unter-Pannonien. Hier wurde
der berühmte alte Votiv-Denkstein gefunden, den die Priesterschaft des unteren
Pannonien dem Jupiter Dolichenus geweiht hatte. Jenseits von Sar-Pentele liegt das
Dorf Szent-Mihäly, wo Graf Eugen Zichy einen ausgedehnten Park mit einem
hübschen ebenerdigen Schloß besitzt. Noch weiter folgt das ganz an der^Comitatsgrenze
gelegene Nädasd-Ladäny, mit dem neuerbauten Schlosse des Grafen Franz Nadasdy,
worin die Bildergallerie und das Archiv der Familie aufbewahrt werden. Auch dieser
Bau gehört in seiner Art zu den prächtigsten und der schattige Park vereinigt Üppigkeck
der Natur mit allem Zauber der Gartenkunst. Allgemeines Interesse erregt ein durch
den Ingenieur Nevy angelegtes großes Wasserwerk, das zur Berieselung der Wiesen
verwendet wird.
Die Straße, die von Stuhlweißenburg in mehr südwestlicher Richtung nach dein
Veßpremer Comitat führt, geht über die Ortschaften Szabad-BattyLn und Polgardi.
Beide sind wohlhabende große Gemeinden mit einer intelligenten, wohlhabenden Bauern
bevölkerung schönen herrschaftlichen Meierhöfen und reichen Äckern. Polgardi ist das
alte Besitzthum der Batthyany; Graf Geza Batthyany hat hier einen großen, prächtigen
Park mit schönem Schloß. Zwischen den beiden-Gemeinden erhebt sich 220 Meter
hoch der Somlyoberg, der einstens gleichfalls eine berühmte römflche Niederlassung
trug. Auf dem Gipfel des Berges ließ Graf Geza Batthyany umfassendere Nachgrabungen
anstellen, die eine große Zahl von alten Knnstdenkmälern und überhaupt viel Lehrreiches
für die Archäologie an den Tag brachten. Es wurden viele interessante alte Grabstatten,
auch Schmncksachen (Ringe, Kreuze u.s.w ), aus dem X. und XI. Jahrhundert gefunden.
Der merkwürdigste Schatz ist der silberne Dreifuß, der nun ernes der werthvollsten
Kunstdenkmäler der Römerzeit im ungarischen Nationalmuseum ist.
Vom Somlyoberg öffnet sich eine prächtige Aussicht, einerseits auf das Veßpremer
Comitat mit seinen Höhen, seinen anmuthigen Thälern und den vom Plattensee begrenzten
Ebenen, anderseits auf die abwechslungsreiche Niederung des Särret, über dessen hübsche